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Anchorage − Alaska’s Metropole

Pirats − Via Glennallen fahren wir Richtung Anchorage. Etwas ausserhalb von Palmer halten wir beim Grand View Cafe & RV Park an. Was als kurzer Stopp zwecks Aussicht und Toilette gedacht ist, endet in einem gemütlichen Abend mit den Brüdern Bill und Tom plus Anhang und Freunden. Die in Alaska und Seattle (früher auf einem Boot) wohnhafte Truppe tourt zusammen in ihren Campern durch Alaska. Die begeisterten Extrem-Boccia Spieler (gespielt wird mit Riesenkugeln und in jedem Gelände) fordern uns zum Spiel heraus. Ihr Entsetzen ist gross, als wir zwischenzeitlich die Führung übernehmen. Schlussendlich müssen wir uns aber doch klar geschlagen geben. Die Welt ist für alle Beteiligten wieder in Ordnung und wir werden zum Bleiben aufgefordert. Einer der beiden Brüder ist ein grosser Fan von Arnold Schwarzenegger und trägt das Konterfei des «Governators» stolz auf seiner Brust. Der andere hat ein Satellitentelefon und will nun, dass wir es bei einem Anruf in die Schweiz testen. Wir rufen kurz Lulu’s Mutter an, die sich unter dem Hinweis «wir rufen von einem Satellitentelefon aus an» nichts vorstellen kann und munter drauflos plaudert. Der Besitzer des Telefons freut sich, dass es funktioniert hat und wir hoffen, dass die Rechnung daran nichts ändern wird ;-)

Wir können unseren restlichen Lachs vom Vortag, den wir zwecks Luftkühlung seit Valdez in einem Plastiksack auf dem Dach von Nanuq transportiert haben, auf Tom’s Grill braten. Der Lachs schmeckt trotz dieser untypischen Kühlmethode immer noch vorzüglich. In unseren Bäuchen ist er nun aber sicher besser aufgehoben als auf dem Dach unseres Autos. Wir wollen schliesslich Bärenbesuch in der Nacht vermeiden. Markus wird als Tequila Tester eingespannt. Zum Glück hat er Privatchaufeuse Lulu dabei ;-). Da wir den Campground nicht bezahlt haben, fahren wir noch ein paar Meilen und übernachten auf einem Ausfahrtplatz entlang der Strasse.

 

Yummy − Am Sonntag fahren wir die restliche Strecke bis nach Anchorage, Boomtown und Metropole Alaska’s. Hier ist im Vergleich zum restlichen Alaska alles etwas billiger und wir stocken deshalb unsere Lebensmittelvorräte für die Kenai Halbinsel auf. Im Stadtzentrum können wir einen Teil des Konzerts der Flughafenband mitverfolgen. Danach besuchen wir den Saturday & Sunday Market.

Mit knurrenden Mägen fahren wir am Abend bei «The Moose’s Tooth» vor. Das Restaurant ist ein weiterer Tipp von Ranger Neil aus dem Wrangell-St. Elias National Park. Die Pizzeria scheint inn zu sein. Während wir draussen eine halbe Stunde auf einen freien Platz warten müssen, studieren wir schon mal die Speisekarte. Kaum am Tisch sind wir auch gleich bereit zum Bestellen. Hmm, die Pizza’s und der Salat sind wirklich super gut! Auch wir können dieses Restaurant nur weiterempfehlen.

Wir hoffen, die Sicht auf die Downtown noch in der Abendsonne zu erwischen und fahren raus zum Point Woronzof. Leider ist das ideale Licht in der Zwischenzeit verschwunden. Vielleicht klappt es ein anderes Mal...

 

Ehrlich − Der 4. Juli ist Amerika’s Unabhängigkeitstag. Wir weichen den patriotischen Feierlichkeiten inkl. Parade in der Innenstadt aus und fahren zum Alaska Native Heritage Center. Der Eintritt ist zwar relativ happig ($ 20) aber das Zentrum ist wirklich gut gemacht. Im Hauptgebäude findet man Ausstellungen zu tradioneller Kunst, Handwerk, Gebrauchsgegenstände und Geschichte der Ureinwohner Alaskas. Auf einem Podium finden abwechslungsweise Tanz-, Trommel-, Gesangs- und Storytellingeinlagen statt. Draussen lernt man auf einem Rundgang um einen künstlich angelegten See die Lebensweise von fünf verschiedenen Native Gruppen Alaskas kennen (Athabascan, Yup’ik/Cup’ik, Iñupiaq/St. Lawrence Island Yupik, Aleut/Alutiiq und Eyak/Tlingit/Haida/Tsimshian). Für jede Gruppe ist eine typische Behausung nachgebaut und ein/e Angehörige/r des jeweiligen Stammes informiert dort die Besucher über ihre Lebensweise, ihr Brauchtum, ihre Jagdtechniken, etc. Bei einem weiteren Posten erzählt eine Lappin aus Norwegen, wie ihre Leute vor Jahren Renntiere nach Alaska gebracht haben, um den Natives zu helfen. Durch die Jagd und den Pelzhandel waren die Tierbestände in Alaska nämlich extrem zurückgegangen. Den Indianern, die von der Jagd lebten, wurde damit die Lebensgrundlage genommen.

Nach dem Rundgang nehmen wir an einer Diskussionsrunde zum Thema Überleben in der Wildnis teil. Man erfährt, wie die Ureinwohner früher nur mit Speer und Mut bewaffnet auf Bären- und Waljagd gingen. Heute verwenden aber auch sie meist Gewehre und Snowmobiles. Lulu ist zudem vom vorgeführten indianischen Jo-Jo begeistert. Irgendwann will sie sich ein solches basteln.

Obwohl wir normalerweise eher zu den Museumsmuffeln gehören, hat uns dieses hier wirklich gut gefallen. Positiv finden wir vor allem, dass die Erklärungen und Demonstrationen tatsächlich von Natives vorgetragen werden. Wir haben das Gefühl, so ein authentischeres und ehrlicheres Bild der Natives erhalten zu haben. Es ging nicht um Heldentum und Schönfärberei. Es wurden auch die Schattenseiten und Probleme angesprochen. Bei den Tlingits erfährt man zum Beispiel, dass sie früher Sklaven gehalten haben. Die jungen Indianer geben offen zu, dass sie die Möglich- und Annehmlichkeiten der «weissen Welt» schätzen. Und der Geschichtenerzähler schildert nebst den Sagen seines Volkes seinen Kampf gegen den Alkohol. Die Arbeit hier im Museum gibt ihm Halt und hilft ihm das Problem besser unter Kontrolle zu bringen.

 

Mä muess am Körper gä was är brucht − Am Nachmittag begeben wir uns zum Public Lands Information Center. Als Lulu allerdings den Metalldetektor im Eingangsbereich erblickt, möchte sie am liebsten wieder umkehren. Zu gut ist ihr das Theater beim Empire State Building in New York City am Anfgang unserer Reise noch in Erinnerung. Markus kann sie jedoch umstimmen und diesmal geht alles ohne Probleme vonstatten. Fünf Minuten später sitzen wir in einem kleinen Kino, wo während des ganzen Tages halbstündige Filme über Alaska abgespielt werden. Wir sehen uns einen Film über die Bären am McNeil River, die Aurora Borealis (Nordlicher) und die Nationalparks Alaska’s an. Vom Bärenfilm bekommt Lulu allerdings nicht viel mit. Schon nach kurzer Zeit schläft sie friedlich ein. Für Markus ist es unverständlich, wie man bei diesen tollen Bildern von lachsfischenden Grizzly’s (Braunbären) einschlafen kann.

Auch wir sollten im Katmai Nationalpark Bären beim Lachsfischen beobachten können. Damit wir zu diesem Anlass genügend Speicherplatz für unsere Fotos haben, kaufen wir kurz vor Ladenschluss bei Best Buy einen zweiten 1 GB Memory Chip. Wegen des Nationalfeiertages schliessen die Geschäfte heute früher. Wir nutzen diese Gelegenheit, um ungestört die Aussensteckdose eines grossen Sportgeschäftes anzudocken und auf dem Laptop ein paar schon längst fällige E-Mails zu beantworten. Im Radio läuft währenddessen eine Countrysendung, wo man seine Wünsche und Grüsse zum Nationalfeiertag durchgeben kann. Mehrere Anrufer grüssen die Soldaten im Irak und heben sie in sehr kitschigen, emotionalen und patriotischen Ansprachen zu Helden empor. Der Dienst für das Vaterland geniesst bei vielen Amerikanern einen hohen Stellenwert und damit Anerkennung.