Let’s do it! − Vor dem Visitor Center in Lone Pine füllen wir alle unsere Wasserflaschen auf und machen eine Sicherheitskopie der digitalen Fotos. Dabei kommen wir mit einem Ranger ins Gespräch. Seine Beurteilung über den Zustand der Piste, welche ins Saline Valley führt, fällt komplett anders aus als jene der Rangerin, die uns gestern Abend beraten hatte. Mit unserem Auto sollten wir keine Probleme haben. Er findet zudem, dass sich ein Ausflug ins Saline Valley durchaus lohnt, vorausgesetzt man bringt die nötige Zeitreserve mit. Diese Aussagen machen uns die Entscheidung plötzlich leicht... Wir fahren!
No man’s land − Dummerweise verpassen wir gleich zu Beginn den Abzweiger ins Saline Valley und landen beim Father Crowley Point, einem Overlook an der Hauptroute durchs Death Valley. Eine Gruppe von Bikern macht gerade Rast. Wir staunen nicht schlecht, als einer von ihnen ein paar kräftige Schlucke aus der Tequila Flasche nimmt. Es ist ist noch nicht einmal Mittag und die Gruppe hat sicherlich noch einige Kilometer auf dem Motorrad vor sich. Nun, jeder muss selber wissen, was er verantworten kann. Wir lehnen die Einladung zum Trinken jedenfalls dankend ab und kehren um. Diesmal erwischen wir die richtige Abzweigung und fahren in die Abgeschiedenheit.
Im ersten Teil der etwa 80 Meilen (135 km) langen Strecke säumen Joshua Trees den Weg. Joshua Trees gehören zur Familie der Agavengewächse und können auch bei ausserordentlicher Trockenheit mehrere hundert Jahre alt werden. Wegen ihres langsamen Wachstums werden sie dabei nur maximal 15 Meter hoch. Mit ihren ausgestreckten Armen und den spitzen Blättern sehen die Joshua Trees recht witzig aus.
Die Strasse steigt kontinuierlich an und bietet immer wieder tolle Blicke runter ins Tal. Einige Male sorgen Abzweigungen, die auf unserer Karte nicht eingezeichnet sind, für Verwirrung. Wir orientieren uns deshalb an den gefahrenen Meilen oder verlassen unsauf unser Bauchgefühl. Vom höchsten Punkt aus geht es in steilen Kurven runter in eine enge und schattige Schlucht. Wir sind froh, dass uns hier kein Auto entgegenkommt, denn die Strasse bietet nur für ein Fahrzeug Platz. An einigen Stellen ist die Piste stark verwaschen und wir wissen nun, warum die Strecke nach kräftigen Regengüssen unpassierbar ist. Am Ende der Schlucht steigt die Strasse wieder an und gibt schliesslich den Blick frei auf das Saline Valley. Obwohl unser Ziel nun ins Sichtfeld gerückt ist, dauert die Fahrt dorthin noch lange. Es ist schwierig, in dieser Einöde Distanzen richtig einzuschätzen. Wir halten zudem immer wieder an, um Fotos zu machen und die Ruhe in dieser verlassenen Gegend zu geniessen. Einmal steigen wir aus, um nachzuschauen, welches flinke Tier vor Nanuq die Strasse gekreuzt hat und ob es überlebt hat. Leider hat es der Tarantel, einer riesigen, haarigen Spinne, nicht gereicht. Plattgewalzt liegt sie mitten auf der Strasse. Unsere Trauer hält sich beim Anblick der toten Spinne in Grenzen. Hätte es sich, wie befürchtet um eine kleine, süsse Maus gehandelt, wäre unser Mitgefühl sicher um einiges grösser gewesen.
Irgendwo dort draussen überholt uns Dorothea. Sie ist ebenfalls auf dem Weg in die Oase und meint in einer halben Stunde sollten wir die Abzweigung erreichen, welche zu den vielgepriesenen Hotsprings führt. Die Kreuzung sei meistens irgendwie markiert... aber darauf verlassen sollte man sich nicht. Wir fahren und fahren... Dorothea’s Auto ist längst ausser Sichtweite gerückt. Mehrmals sehen wir Reifenspuren, die von der Hauptstrasse abbiegen. Jedoch keine Markierung und nirgends ein Zeichen der heissen Quellen. Langsam kommen Zweifel hoch. Sind wir immer noch auf dem richtigen Weg? Zum Glück nähert sich in diesem Augenblick erneut ein Auto. Der Zufall will es, dass wir nach Aussage des Fahrers genau an der richtigen Abzweigung stehen. Wir folgen ihm über die holprige und etwa 7 Meilen lange Piste (von Strasse kann nicht die Rede sein). Schliesslich kommt die Oase in Sicht. Endlich... aber von wegen: «man sieht sie gleich von der Strasse aus»!
Dafür sind Freunde da... − Palmen, saftig grüner und gepflegter Rasen, lauschige Plätzchen, Feuerstellen, eine open air Bibliothek und viele Vögel. Die Oase ist ein Paradies inmitten der Wüste. Wir treffen Kirk, Charlie und Terry, die gemütlich in Gartenstühlen beisammen sitzen. Nach den Strapazen, die sie auf ihrem Weg hierhin erlebt haben, haben sie sich diese Pause redlich verdient. Zwei platte Reifen und ein riesiger Umweg, da sie falsch gefahren sind, hat sie viel Zeit und Nerven gekostet. Besonders Kirk, dem das ziemlich neue Auto gehört, tut uns leid. Seine beiden Kollegen haben ihm im Vorfeld nichts von den Risiken und Belastungen für Fahrer und Auto erzählt, sondern ihm nur von der tollen Oase vorgeschwärmt. Dabei hätten es die beiden ja wissen müssen, waren sie doch schon einmal zusammen hier. Aber eben, eigentlich hätten sie demnach auch den Weg kennen müssen :-) Wahrscheinlich kommen sie beim nächsten Mal zu viert... schliesslich brauchen sie dann ein neues Opfer, welches ahnungslos sein Auto zur Verfügung stellt. Wir finden, das ist noch wahre Freundschaft ;-)
«Château Garage» − Terry, Charly und Kirk freuen sich, uns zu sehen. Nachdem sich ihre Fahrtangaben als falsch herausgestellt haben, haben sie nicht mehr mit uns gerechnet. Zum Glück haben wir uns noch an anderen Stellen nach dem Weg erkundigt. Zusammen mit den drei Chaoten verbringen wir einen lustigen und entspannten Nachmittag. Gegenseitig machensich die drei über ihre Berufe und politischen Ansichten lustig. Terry, ein demokratischer Anwalt hat gegen Charlie, einen republikanischen Dachdecker und Kirk, einen republikanischen Weinhändler und Damenfussballtrainer, einen schweren Stand. Trotz ihrer unterschiedlichen Meinungen geht es rund zu und her. Sicher trägt auch der Wein aus der Eigenproduktion, der nach seinem Entstehungsort benannte «Château Garage», seinen Teil dazu bei.
FKK − Gerne nehmen wir Terry’s, Kirk’s und Charly’sEinladung zum Nachtessen an. Zuvor wollen wir aber noch die Umgebung erkunden. Die heissen Quellen und Duschen in der Oase sind momentan ausgetrocknet. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, weshalb wir hier unten den ganzen Nachmittag so ungestört waren. Weiter oben, etwas ausserhalb der eigentlichen Oase, soll es noch zwei weitere Hotsprings geben. Tatsächlich tummeln sich dort etliche Menschen in den Pools... und alle sind sie nackt. Darunter praktisch ausschliesslich ältere Herren mit weissen Bärten. Verständlich, dass sich Lulu als fast einziges weibliches und mit Abstand jüngstes Lebewesen nicht dazugesellen will. Gerade als wir uns unauffällig wieder davonschleichen wollen, ruft Dorothea aus dem etwas weiter entfernten Pool nach den neuen Schweizerfreunden. «Come on, get in!!» «Äh sorry, aber wir sind zum Nachtessen eingeladen und wollten eigentlich nur kurz duschen». Markus’ Notlüge funktioniert. So gibt es halt kein Bad aber zumindest eine open air Dusche. Sauber geputzt und dargetan machen wir uns auf den Rückweg zur Oase. Die drei Chaoten waren in der Zwischenzeit aktiv und wir können uns gleich an den (mit Plastiktellern) gedeckten Tisch setzen. Es gibt Salat, Kartoffeln, Pepperoni und Würste und Steaks vom Grill... was will man mehr?!
Wochenmenü − Am nächsten Morgen brechen wir unser Lager bei der Oase wieder ab. Es ist zwar schön und ruhig hier, aber die FKK Pools behagen uns nicht. Die Oase mit ihren Hotsprings war ursprünglich eine Hippie Kommune und diesen Geist spürt man noch immer. Es gibt Aussteiger, die den ganzen Winter hier verbringen. Charlie, Kirk und Terry brechen ebenfalls auf, verteilen uns aber vorher ihre Vorräte: Eis zum Kühlen, Orangensaft und nicht weniger als 14 Würste!! Damit steht unser Menüplan für die nächste Woche bereits fest ;-).
Na dann, viel Glück! − Wir fahren den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Die drei Kalifornier versuchen den Death Valley Nationalpark durch einen Nordausgang zu verlassen, um dann über den Tioga Pass im Yosemite Nationalpark in den Westen Kaliforniens zu gelangen. Wenn das nur gut geht?! In einem Strassenreport lesen wir noch am selben Tag, dass der Tioga Pass wegen Schnee geschlossen ist (wir hatten sie ja gewarnt). Leider wissen wir bis heute nicht, ob es die drei doch noch irgendwie über die Berge geschafft haben.
Noch einmal geniessen wir die karge Schönheit des Saline Valley. Aber selbst jetzt, da wir wissen, wo sich die Oase befindet, können wir sie mit dem Feldstecher (!) von der Strasse aus nur knapp erkennen.
Sauna − Nach ein paar Stunden Fahrt, sind wir wieder zurück auf der Hauptstrasse durchs Death Valley. Beim Anstieg zum Towne Pass kommt Nanuq ins Schwitzen. Wir gönnen ihm eine Pause zum Runterkühlen. Zum Glück sind wir nicht im Sommer unterwegs. In unserem Auto ohne Klimaanlage wäre es dann bei Aussentemperaturen von über 50° C unerträglich, um nicht zu sagen lebensgefährlich. Obwohl das Death Valley nur wenige hundert Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt liegt, ist es eine der trockensten Gegenden der Erde. Dies liegt daran, dass sich die feuchten Winde auf ihrem Weg vom Pazifik an mehreren Bergrücken abregnen, bevor sie über das Gebiet des Parks ziehen.
Im Sandkasten − Wir fahren bis zu den Mesquite Sand Dunes, wo wir im Abendlicht eine Dünenwanderung unternehmen. Im etwa 4 km² grossen Gebiet der Mesquite Sand Dunes laufen verschiedene Winde zusammen und lagern die mitgebrachten Sandkörner, kleinste Partikel aus dem Gestein der nördlich gelegenen Cottonwood Mountains, ab. Die höchste Düne ist mit etwa 50 Metern die Star Dune. Ihr Standort ist recht stabil, da der Wind den Sand vorzugsweise an dieser Stelle ablagert. Wie die Alabama Hills wurden auch die Mesquite Sand Dunes schon mehrfach als Filmkulisse verwendet. Das bekannteste Beispiel ist wohl Star Wars. Science Fiction kann uns beide nicht begeistern, wir lassen uns lieber von der realen Schönheit verzaubern. Die vielen verschiedenen Spuren im Sand regen unsere Fantasie an. Wir versuchen zu erraten, von wem und in welcher Situation sie hinterlassen wurden. Vögel, Schlangen, Kitfüchse, Eidechsen... Jäger und Gejagte. Auf dem Grat einer Düne entdecken wir eine tote Kangaroo Rat. Kängururatten erhielten ihren Namen wegen ihrer Fortbewegungsweise auf den Hinterbeinen, die an Kängurus erinnert. Die kleinen Tierchen sind ausgesprochen gut an das Leben in der Wüste angepasst. Sie graben tiefe Höhlen in den Sand, in denen sie sich tagsüber vor der Hitze verkriechen. Ihren Wasserbedarf nehmen sie durch den Verzehr von trockenen Samen auf, welche sie durch einen biochemischen Prozess in ihrem Körper zu Flüssigkeit umwandeln. Ihre Nieren sind ausserdem extrem leistungsfähig und können fünf mal mehr Urin konzentrieren als die eines Menschen. Dank diesen Methoden kann eine Kängururatte monatelang ohne einen einzigen Tropfen Wasser überleben. Was bei jener Kängururatte zu unseren Füssen trotzdem zum Tod geführt hat, können wir nicht feststellen.
Grillmeister − Die Nacht verbringen wir auf dem Stove Pipe Campground. Wildes campieren ist innerhalb eines Nationalparks verboten und so sind auch wir wieder einmal auf einen Campground angewiesen. Zum Znacht gibt es, oh Wunder... Würstchen!! Da das Eis in unserem Cooler durch die warmen Temperaturen bereits geschmolzen ist, braten wir gleich alle 14 Würste. Wir hoffen, dass sie so etwas länger haltbar bleiben.
Von der Tarantel gestochen − Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt. Wir verzichten wegen der schlechten Lichtverhältnisse auf einen zweiten Besuch der Dünen. So haben wir am Morgen etwas mehr Zeit, um uns mit den Campnachbarn zu unterhalten. Später machen wir uns auf den Weg zum Mosaic Canyon, welcher nach seinen Felswänden benannt ist, die durch die Ablagerungen aus verschiedenen Gesteinsformationen variationsreiche Muster bilden. Als Einerkolonnegehen wir durch den schmalen Eingangsbereich des Canyons. Markus voran, Lulu hintendrein. Trotzdem kann sich Lulu nicht darauf verlassen, einen von allen Gefahren befreiten Pfad vorzufinden. Direkt vor ihren Füssen entdeckt sie eine Tarantel, die Markus grosszügig übersehen und übergangen hat. Der Schock sitzt tief! Das hat allerdings mehr mit dem ekligen Aussehen der haarigen Spinne zu tun, als mit der Angst vor einem Angriff. Taranteln sind nämlich längst nicht so gefährlich wie ihr Ruf. Ihr Biss ist zwar schmerzhaft aber für Menschen nicht tödlich und die Haare, die sie abwerfen kann, verursachen bloss Juckreiz. Diese Tarantel hier fühlt sich scheinbar weder bedroht noch ist sie sonst angriffslustig. Sie lässt Lulu ungehindert passieren.
Der Canyon wird bald breiter und damit unspektakulärer. Wir machen uns wieder auf den Rückweg. Die Tarantel hat sich in der Zwischenzeit verkrochen, was allerdings nichts zu Lulu’s Beruhigung beiträgt. Denn nun stellt sich die Frage: «wo ist sie jetzt?». Hoffentlich nicht dort, wo man sich gerade mit der Hand am Fels abstützt!
Monument der Freundschaft − Nächste Station ist Scotty’s Castle, welches sich etwa 72 Kilometer nördlich befindet. Der einstige Cowboy und Darsteller der umherziehenden «Buffalo Bill Wild West Show», Walter Scott (Death Valley Scotty), suchte nach seinem Austritt aus der Show eine neue Einkommensquelle. Dabei entpuppte er sich als gewitzter Geschäftsmann. Ihm gelang es mehrere vermögende Geschäftsmänner von einer Beteiligung an einer erfundenen Goldmine im Death Valley zu überzeugen. Einer von den Geprellten war Albert Johnson, der Präsident der National Life Insurance Company in Chicago. Er investierte tausende von Dolllars in Scotty’s «Mine», ohne auch nur ein einziges Goldstück zu erhalten. Skeptisch gegenüber Scotty’s Geschäften kündete Johnson diesem seinen persönlichen Besuch im Death Valley an, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Aus dem geplanten Kurztrip wurde ein ganzer Monat. Das Wüstenklima verbesserte Johnson’s gesundheitliche Probleme merklich und zwischen ihm und Scotty entstand im Verlauf der Wochen eine Freundschaft, die für immer halten sollte. Albert Johnson und seine Frau Bessie kehrten immer wieder ins Death Valley zurück und beschlossen 1922 sogar, hier eine Ferienresidenz im Stil eines spanischen Schlosses zu bauen. Sie tauften das Anwesen Death Valley Ranch. Doch Scotty nannte es sein Schloss und unter diesem Namen, Scotty’s Castle, ist es auch heute noch bekannt. Scotty ging gar so weit, dass er behauptete, das 2-Millionen Schloss mit dem Geld aus den Erträgen seiner Goldmine bezahlt zu haben. Johnson nahm ihm diese Lüge nicht übel. Er gab sich selbst als Scotty’s Banker aus, als Reporter das famöse Schloss besuchen kamen. Überhaupt störte es Johnson nicht, dass Scotty ihn um viel Geld betrogen hatte. Er meinte, dass Scotty ihn dafür unzählige Male zum Lachen gebracht und ihn so mehr als zurückbezahlt hat.
Scotty’s Motto − Scotty’s Castle war schon früh bekannt als Touristenattraktion und noch immer wird es von vielen Leuten besucht. Das Interessante an diesem Schloss ist nebst seiner witzigen Geschichte der aussergewöhnliche Standort. Wer würde in dieser verlassenen Gegend schon ein solches Bauwerk erwarten?! Staunen kann man aber auch ob der ausgeklügelten Wasser- und Elektrizitätsversorgung. Der ursprünglich zum Ingenieur ausgebildete Johnson nutzte sein Wissen, um die natürlichen Ressourcen, die in diesem Teil von Death Valley (Grapevine Canyon) vorhanden sind, auszuschöpfen. Eine Wasserquelle 100 m oberhalb des Schlosses erzeugt genügend Druck, um unten ein Turbinenrad drehen zu lassen, welches wiederum einen Generator zur Stromzeugung antreibt. Nebst dem Verbrauch für die Elektrizitätsgewinnung hatte es immer noch genug Wasser übrig für den weiteren Gebrauch. Ein spezieller Brunnen im Innern des Schlosses sorgte zum Beispiel für genügend Luftfeuchtigkeit. Geplant war ausserdem der Bau eines Swimmingpools, welches aber nie fertiggestellt wurde. Wir verzichten auf eine geführte Tour ins Innere der Schlossmauern und begnügen uns mit der Besichtigung von aussen. Auf einem kleinen Hügel hinter dem Schloss besuchen wir Scotty’s Grab. Die Grabinschrift sagt: «I got four things to live by: Don’t say nothing that will hurt anybody. Don’t give advice – nobody will take it anyway. Don’t complain. Don’t explain.» Scotty war wahrlich ein spezieller Charakter.
Explosiv − Von Scotty’s Castle aus machen wir den kurzen Abstecher zum Ubehebe (YOU-bee-HEE-bee) Crater. Der Vulkankrater ist 230 Meter tief und sein indianischer Name bedeutet «Großer Korb im Fels». Der Krater entstand, als heißes Magma nahe der Erdoberfläche floss und das Grundwasser dadurch explosionsartig verdampfte. Diese Art von Explosion kam in dieser Gegend recht häufig vor, wobei beimUbehebe Crater das Resultat besonders gut sichtbar ist.
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich − Von hier aus würde die Strasse zur Racetrack weiterführen. Obwohl wir diese mysteriösen Steine gerne sehen würden, kehren wir um. Die über 40 Kilometer lange Strecke ist extrem holprig und für Fahrer wie Auto sehr anspruchsvoll. Nicht selten kommt man überhaupt nicht oder nur nach Behebung mehrerer Platten ans Ziel. Park Ranger haben uns trotz LandRover von dieser Piste abgeraten. So werden auch wir das Geheimnis um die Fortbewegungsart von den riesen Felsbrocken auf einem ausgetrockneten Seegrund nicht lüften können. Schleifspuren auf der topfebenen Fläche stellen Forscher und Touristen schon seit Jahrzehnten vor ein Rätsel. Bis heute ist der Vorgang, der zu den Spuren führt, nämlich noch nie beobachtet oder gefilmt worden. Klar, dass es da viel Raum für Spekulationen gibt. Einige glauben an die Mithilfe von Wind, andere sagen Regen lässt den Grund rutschig werden... oder ist es doch Schnee und Eis? Das Rätseln geht weiter...
Überbleibsel − Wir fahren wieder Richtung Süden. Mangels Alternativen nehmen wir die gleiche Strasse, die wir bereits heute Morgen gefahren sind. Vorbei an den Mesquite Sanddünen geht es zum Salt Creek. Hier hat man mittels Holzstegen einen kurzen Rundgang entlang von kleinen Bächen und Tümpeln gebaut. Das etxtrem salzige Wasser ist der Lebensraum von einer von etwa 100 Pupfischarten. Diese kleinen Fische sind die einzigen Überlebenden aus der Zeit, als das Death Valley noch zu einem grossen Teil mit Wasser gefüllt war. Schmelzwasser von den Überbleibseln der Eiszeit, den zurückgehenden Gletschern der Sierra Nevada, und heftige Regengüsse fütterten damals die riesigen Seen. Vor etwa 10’000 Jahren trockneten die Seen als Folge des Klimawandels (ja, den gab’s schon damals) immer weiter aus und zwangen die Pupfischs dazu, in isolierten, heissen und salzigen Quellen zu überleben. Die wohl bekannteste und meist gefährdetste Art ist der Devil’s Hole Pupfish. Diese Population beschränkt sich weltweit auf ein kleines Kalksteinbecken von 5 x 3,5 x 3 m Größe, das sich über einer Warmwaserquelle (Devil’s Hole) in einer sehr abgelegen Sektion östlich des Hauptparkes im Ash Meadows National Wildlife Preserve befindet. Das Becken befindet sich 15 m unter dem Meeresspiegel und die Wassertemperaturen betragen zwischen 32° bis 38° Celsius.
Hier im Salt Creek sind momentan keine Pupfische zu sehen. Wahrscheinlich geniessen sie gerade ihren Winterschlaf. Nichts desto trotz laufen wir die kurze Strecke ab. Für Erheiterung sorgt Lulu, als sie beim Balancieren auf der Kante des Holzstegs das Gleichgewicht verliert und einen knappen Metter in die Tiefe fällt! Ein paar Kratzer an Handballen und Knien sind das Resultat. Einzig ihr bestes Stück, das Teleobjektiv, kommt ungeschoren davon. Dieses hat sie nämlich geistesgegenwärtig in die Luft gestreckt, ganz nach dem Motto: «Schütze deinen besten Freund». ;-)
Weisses Gold − Nicht weit von Salt Creek entfernt, befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit des Death Valley, die Harmony Borax Works. Hier wurde während fünf Jahren (1883 – 1888) Borax (Salz) für die Seifenproduktion abgebaut. Das Borax wurde in großen Wagen, die jeweils mit 18 Mulis und 2 Pferden bespannt waren, 165 Meilen aus dem Tal heraustransportiert. Die «Karawane» schaffte im Durchschnitt gerade mal 2 Meilen die Stunde und brauchte für den Rundtrip 30 Tage! Finanzielle Schwierigkeiten zwangen William Colemann, den Gründer der Harmony Borax Works, 1888 zur Aufgabe des Geschäfts. Heute findet man an der Stelle der einstigen Salzmine ein paar Transportwagen und Geräte, die beim Abbau verwendet wurden.
49ers − In der Zwischenzeit ist es bereits am Eindunkeln. Wir fahren zum nahegelegenen Sunset Campground bei Furnace Creek. Der öde und riesige Campground ist momentan mit hunderten von «49ers» belegt, welche sich jedes Jahr im November während einer Woche im Death Valley treffen, um mit Musik, Shows, Wettbewerben etc. diesen speziellen Ort zu feiern. Die «49ers» sind eine non-profit Organisation, die versucht der Öffentlichkeit die Einzigartigkeit des Death Valleys näher zu bringen. Sie wollen erreichen, dass die vielfältige Natur und die Geschichte des Tals, welches eine wichtige Rolle in der Besiedlung des amerikanischen Westens spielte, mehr geschätzt werden. Die Geschichte, denen die «49ers» ihren Namen verdanken, geht auf das Jahr 1849 zurück. Eine Gruppe von Leuten mit ihren von Ochsen gezogenen Karren verliess auf dem Weg zu den Goldfeldern in Californien den traditionellen «Old Spanish Trail», um auf einer relativ unbekannten Route den Weg abzukürzen. Schon bald mussten sie allerdings feststellen, dass die Route extrem schwierig zu begehen ist. Es gab nur wenige Wasserstellen und Grünfutterplätze für Mensch und Tier. Trotzdem hielten sie, in der Hoffnung bald am Ziel zu sein,an ihrem Kurs fest. Die Verzweiflung muss gross gewesen sein, als sie nach dem Abstieg in ein Tal auf der anderen Seite vor einer hohen und schier unüberwindbaren Bergkette standen. Die Gruppe tötete einige ihrer Ochsen und verwendete das Holz ihrer Wagen, um Feuer zu entfachen und so ein paar weitere Tage zu überleben. Zwei mutige Männer, William Lewis Manley und John Rogers, machten sich währenddessen zu Fuss auf den Weg, um Hilfe zu holen. Sie liefen 250 Meilen quer durch die Wüste und über Berge bis sie schliesslich zu einer Ranch kamen. Dort deckten sie sich mit Vorräten ein, mit denen sie sich gleich wieder auf den Weg zurück zu ihren Familien machten. Zusammen führten sie die Gruppe ohne die zurückgelassenen Wagen sicher aus dem Tal heraus. Als sie auf einem hohen Gipfel standen und einen letzten Blick zurück ins unwirtliche Tal warfen, in dem sie soeben dem Tod entronnen sind, sagte eine Frau: «Good bye Death Valley». Ein Name, der dem Tal bis heute blieb.
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat... keins − Auch wir werden von unseren 49er-Campnachbarn eingeladen, an den feierlichen Aktivitäten teilzunehmen. Unsere Mägen verlangen jetzt allerdings nach etwas anderem als Musik und Tanz. Wir tun unser Bestes, um unseren Wurstvorrat abzubauen. Trotzdem, die Würste hängen uns langsam zum Hals raus. Zum Glück gibt’s Kartoffelstock dazu. Plötzlich zeigt sich ein Coyote auf dem Campground. Er lässt sich in seiner Mission nicht stören und läuft kreuz und quer zwischen den Wohnmobilen durch.
Knips, knips, knips... − Am Mittwoch, 9. November 2005 stehen wir zeitig auf, um bei Sonnenaufgang beim Zabriskie Point zu sein. Der Himmel ist aber auch heute bedeckt und das frühe Aufstehen für die Katz. Die Sonne zeigt sich erst später und lässt die «badlandartige» Landschaft in goldenen, rötlichen, grünlichen und dunklen Farbtönen leuchten. Die Gesteinsformationen sind durch Ablagerungen eines einstigen Sees entstanden. Hohe Temperaturen, Wind und ein nahe gelegenes Flussbett, das bei Gewittern im Sommer zu einem reissenden Fluss anschwillt, setzen die Formationen noch immer starker Erosion aus. Mit jedem Wechsel der Lichtverhältnisse setzt Lulu die Kamera erneut an und knipst Bild um Bild. Auch bei der Fahrt durch den Twenty Mule Canyon kann sie das Fotografieren nicht lassen. Immer wieder muss Markus auf der einspurigen Strasse anhalten und auf Lulu warten, die versucht die faszinierende Landschaft auf Film, respektive auf Chip, zu bannen.
Jack − Natürlich machen wir auch beim Golden Canyon Halt und wandern ein Stück weit in den Canyon hinein. Schliesslich finden wir uns genau auf der gegenüberliegenden Seite des Zabriskie Point wieder. Die Aussicht ist zwar nicht ganz so spektakulär wie auf der anderen Seite aber immer noch eindrücklich. Auf dem Rückweg zum Auto führen wir mit dem Bieler Stadtpräsidenten Hans Stöckli ein fiktives Interview. Sehr aufschlussreich sind seine Antworten zwar nicht aber wer hätte das von einem Politiker auch erwartet? ;-).
Beim Canyonausgang treffen wir Jack, einen älteren Mann, der mit einer Reisegruppe unterwegs ist. Wegen des uneben Weges und seines nicht mehr ganz sicheren Tritts, musste er die Kameraden ziehen lassen und wartet nun auf deren Rückkehr. Man merkt Jack an, dass er Mühe hat, seine Grenzen zu akzeptieren. Mit Tränen in den Augen erzählt er uns, wie er ein Leben lang immer hart gearbeitet hat, immer fit war und nun langsam das Alter zu spüren bekommt. Uns tut das «härzige Mannli» leid und wir wechseln daher gerne ein paar Worte mit ihm. Schliesslich kehrt eine Leiterin der Gruppe zurück und schliesst den Reisebus auf, damit Jack nicht draussen in der Hitze warten muss. Dieser holt aber nur schnell ein Brötchen aus seinem Rucksack, um es stückchenweise einer grossen Krähe zu verfüttern.
Tee time − Etwas weiter südlich fahren wir die Schlaufe des Artists Drive ab. Bei der Artist’s Palette erinnern farbige Felsbrocken in rot, grün, gelb und orange an Tupfer eines riesigen Pinsels. Die Farben sind auf die verschiedenen Mineralien im Gestein und der Erde zurückzuführen. Ein weiterer Höhepunkt des Death Valley ist der Devil’s Golf Course. Diese zerklüfteten und spitzen Salzstrukturen haben frühere Besucher auf den Gedanken gebracht, dieser unwirtliche Platz könne nur der Golfplatz des Teufels gewesen sein. Doch uns gefällt die einzigartige Landschaft ausserordentlich gut.
Rekordhalter − Bei Badwater erreichen wir den tiefsten Punkt der USA. Er befindet sich 85.5 m unter dem Meeresspiegel und nur rund 135 Kilometer entfernt vom höchsten Punkt der Lower 48, dem Mount Whitney (4’418 m), den wir von den Alabama Hills aus gesehen haben. Badwater hat noch einen zweiten nationalen Rekord inne. In der flachen Salzpfanne wurde nämlich mit 56.7° C die höchste jemals in den USA gemessene Temperatur registriert. Der tiefste zugängliche Punkt der Erde befindet überigens am toten Meer. Der Seespiegel liegt dort wegen der fortschreitenden Austrocknung schon seit einigen Jahren mehr als 400 m unter dem Meeresspiegel.
Badwater entstand durch das Austrocknen eines Sees vor etwa 3’000 Jahren. Heute ist davon nur noch ein kleiner Tümpel überiggeblieben, der einen viermal so hohen Salzgehalt aufweist wie der Ozean. Aber auch unter diesen speziellen Bedingungen haben sich Lebewesen entwickelt. Die kleinen Badwater Schnecken leben unter der Salzkruste und ernähren sich von Algen.
Gemeinsame Bekannte − Wir machen Bekanntschaft mit Stan und Angela aus Canada und stellen einmal mehr fest, wie klein die Welt ist. Die beiden begegneten vor ein paar Wochen dem Radlerpaar Nicki und Gerhard aus Österreich. Wir haben die Groschlis bereits letzten August in Alaska kennengelernt, als die beiden gerade erst zu ihrer langen Reise nach Südamerika gestartet sind.
Well done Bill − Für uns ist es Zeit, dem Death Valley Nationalpark adieu zu sagen. Wir haben drei unvergessliche Tage darin verbracht. Einziger Wermutstropfen ist, dass wir den Aussichtspunkt Dante’s View wegen einer gesperrten Strasse streichen mussten. Immer wieder waren wir fasziniert von den vielfältigen Landschaftsformen und staunten über all jene Lebewesen, die sich den harten Bedingungen angepasst haben. Der Park ist längst nicht so öde und leblos, wie es sein Name vermuten lässt. Die Spannweite von Berggipfeln, schattigen Canyons, Sanddünen bis hin zu den tiefgelegenen Salzflächen bietet unterschiedlichste Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen, von denen einige sonst nirgends zu finden sind. Ein Besuch des Death Valley, welches erst 1994 durch Präsident Clinton zum Nationalpark ernannt wurde, und der grösste Nationalpark der Lower 48 ist, lohnt sich auf jeden Fall... wegen der Hitze lieber nicht im Hochsommer!
Lightshow − Wir verlassen das Tal des Todes bei Shoshone, benannt nach jenem Indianervolk, welches die Gegend in und ums Death Valley besiedelt, und fahren Richtung Las Vegas. Dabei erleben wir einen spektakulären Sonnenuntergang. Die Wolkenformationen am Himmel verfärben sich in intensiven Gelb- und Rottönen. Daneben würde jede noch so aufwändige Lichtshow in Las Vegas erblassen.
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