de | en

Nationalpark-Trio Revelstoke, Glacier und Yoho

Revelstoke National Park − Bei wunderschönem Wetter treffen wir in Revelstoke ein. Nach einem Besuch im Visitor Center fahren wir den Meadows in the Sky Parkway hoch. Im Sommer führt dieser bis auf den Gipfel des Mount Revelstoke (1860 m). Im Moment (Wintersaison) kommt man mit dem Auto nur bis zum Aussichtspunkt bei Meile 5. Von dort gehen wir zu Fuss einen steilen Waldweg hoch. Nach etwa einer ¾ Stunde als unser Weg die Strasse kreuzt, treffen wir einen Velofahrer.Er kann uns leider nicht sagen, wie weit es zum nächsten Aussichtspunkt ist und ob dieser überhaupt schneefrei ist. Er nutzt die Strecke als Aufbautraining und fährt den Mount Revelstoke im Frühling in regelmässigen Abständen jeweils bis zur Schneegrenze hoch. Wenn diese nach oben wandert, steigert er automatisch sein Leistung.

Und was machen wir? Hätten wir die Karte beim Eingang des Parks doch bloss etwas besser studiert! Dann könnten wir in etwa abschätzen, wo wir uns nun befinden. Sobeschliessen wir aber umzukehren, da es nicht danach aussieht, als würde der Weg und die Aussicht während den nächsten Kilometern attraktiver. Und spätestens bei der Schneegrenze wäre dann sowieso Schluss. 

Bevor wir ins Dorf zurückkehren, fahren wir noch zum Revelstoke Dam. Er gehört zu den grössten Staudämmen Nordamerikas und reguliert den Columbia River. Der Dam ist auch dafür verantwortlich, dass unten im Tal, dort wo sich heute der kleine Flughafen von Revelstoke befindet, ein Trockendelta entstanden ist. Hier machen wir am Abend einen Spaziergang inmitten des gewaltigen Bergpanoramas mit Mt. Mackenzie, Mt. Cartier, Mt. Macpherson, Mt. Frisby und natürlich Mt. Revelstoke. Mit etwas Glück kann man hier auch Adler und Habichte beobachten. Wir bekommen leider nur ein paar Enten, Radfahrer und Hunde zu Gesicht. Vielleicht sind wir wegen unserem «wär isch zerscht bi däm Struch»-Spiel einfach zu laut :-).

 

You are in Bear country! − Einmal mehr stellt sich die Frage, wo wir übernachten sollen. Wir beschliessen noch ein wenig weiter zu fahren. Es wird sich sicher irgendwo ein hübsches und ruhiges Plätzchen finden lassen. Tja, wenn man einen Parkplatz im Glacier Nationalpark entlang des TransCanada Highway als gemütlich und ruhig bezeichnen kann, haben wir einen Platz gefunden :-). Immerhin gibt es ein Plumpsklo und bärensichere Abfalleimer. Ursprünglich haben wir uns vorgestellt, auf einer Schotterpiste etwas von der Strasse wegzukommen. Leider gab's aber auf dieser Strecke keine solchen Abzweiger oder aber er endete in einem Fabrikgelände.

So richten wir uns auf dem Parkplatz entlang der Strasse häuslich ein. Um unsere knurrenden Mägen zu beruhigen, bereiten wir das Nachtessen zu. Dabei halten wir stets nach möglichem Besuch von Meister Petz Ausschau... und sind ganz froh, dass sich dieser nicht blicken lässt. Danach verkriechen wir uns in Nanuq, wo wir erfahren, dass das Vorbeidonnern von 40 Tonnen Trucks einschläfernd wirken kann ... «zzz zzz»

 

Glacier National Park − Im Visitor Center auf dem Rogers Pass erstehen wir am nächsten Tag den kanadischen Nationalpark Pass. Mit diesem haben wir während einem Jahr freien Zutritt in alle kanadischen Nationalparks.

Im Glacier National Park können wir den Pass noch nicht wirklich ausnutzen. Die meisten Wanderungen sind wegen Schnee noch geschlossen, obwohl es laut den Angaben eines Rangers diesen Winter nicht viel Schnee und bis jetzt einen aussergewöhnlich milden Frühling gab. Wir «entscheiden» uns für die einzig offene Variante, einen Trail runter zum Bear Creek Fall.

 

Zappel, zappel, miss you! − Über Golden gelangen wir in den Yoho National Park. Unser erstes Ziel ist der Emerald Lake. Emerald bedeutet Smaragd und trifft die Farbe des Sees haargenau. Wir mieten für eine Stunde ein Kanu und geniessen die Ruhe auf dem See. Als einziges Kanu haben wir den ganzen «Teich» für uns. Trotz Freitag dem 13. gelangen wir wieder heil und trocken ans Ufer.

Uns gefällt die Gegendso gut, dass wir den See im Anschluss zu Fuss umrunden. Dabei werden wir Zeugen eines Beziehungsstreit unter Eichhörnchen. Da erlaubt sich so ein kleiner Wicht einen  Seitensprung, wird aber dummerweise vom Partner ertappt. Es entsteht ein Riesenaufruhr. Die ganze Eichhörnchengemeinschaft scheint plötzlich anwesend und klatscht und trascht. Die drei Hauptbeteiligten verfolgen sich von Ast zu Ast... und plötzlich ist wieder Ruhe und alle Tiere sind verschwunden. Diese Tierchen scheinen ein viel menschenähnlicheres Verhalten zu haben, als man ahnen würde ;-) Wir hatten jedenfalls grossen Spass, diesen flinken Tieren bei ihrem bunten Treiben zuzusehen. Ähnlich muss es auch einem Japaner ergangen sein, der uns ganz aufgeregt und in japanisch auf die kleinen Viecher hingewiesen hatte.

 

Der Kandidat hat hundert Punkte − Am Ende des Sees begegnen wir zwei deutschen Ehepaaren. Einer von ihnen geht jauchzend, jodelnd und pfeifend auf Elchspurensuche. Der Chef der Grupe und eine Dame versuchen Wort für Wort der Infotafeln zu übersetzen und die Vierte im Bunde fragt: «Ist das hier so was ähnliches wie ein Naturschutzgebiet?» Das waren mal wieder unsere lieben Nachbarn live!

 

Was wott jetzt dä do? − Wir verlassen den Emerald Lake und fahren nach Field. Unterwegs schauen wir uns die Natural Bridge über den Kicking Horse River an. Beim bereits geschlossenen Visitor Center in Field treffen wir wieder auf die deutsche Gang. Für vier Personen haben sie doch tatschächlich zwei grosse Motorhomes gemietet. Wir finden eines, welches vielleicht noch etwas grösser wäre, hätte gereicht und wäre garantiert auch billiger gewesen. Aber was soll's, wir sollten uns nicht in anderer Leute Gepflogenheiten einmischen.

Obwohl auf dem Parkplatz ein Campingverbot herrscht, beschliessen wir hier zu bleiben, da wir im Ort und auf dem Weg keine Alternative finden konnten. Auf den Picknick-Tischen lässt es sich wunderbar kochen und die WC-Analge ist die ganze Nacht offen. Uns nervt einzig der Camper, der sich bei Dunkelheit direkt neben Nanuq stellt, als ob der ganze Parkplatz sonst besetzt wäre. Wir ahnen nicht, dass wir bereits in wenigen Stunden in genau jenem Camper sitzen und gemütlich Tee trinken werden.

Peter, der Besitzer des Campers, ist vor über 30 Jahren aus Thun ausgewandert. Seine Frau Anne, ursprünglich aus Italien, ist in Canada aufgewachsen. Heute wohnen sie im Okanangan Valley, der angeblich schönsten Gegend British Columbia’s. Wir sind jedenfalls herzlich eingeladen, falls wir auf unserer Tour dort vorbeikommen sollten. Sie geben uns ausserdem ein selbstgebackenes Brot und den Tipp einer feinen Metzgerei in Canmore mit auf den Weg. Das Bünderfleisch von dort soll besser sein, als jenes in der Schweiz. Uns läuft schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.

 

Spiral Tunnels − Vorerst machen wir uns aber auf den Weg Richtung Lake Louise im Banff Nationalpark. Im Yoho Nationalpark gibt es zurzeit nämlich nicht viel mehr zu sehen. Lake O’Hara und die Takakkaw Falls sind noch geschlossen. Dafür stimmt unser Timing bei den Spiral Tunnels. Kaum haben wir uns auf der Aussichtsplattform in Stellung gebracht, kommt auch schon ein Zug angerattert. Die Lok fährt unten ins Tunnel rein, dreht eine grosse Spirale im Berginnern und kommt nach rund 2 Minuten oben heraus. Unten fahren währenddessen immer noch Wagen rein. Erst nach 4 Minuten verschwindet der letze Wagen im unteren Tunneleingang. Wenn man hier an einem Bahnübergang warten muss, kann man getrost das Picknick auspacken :-). Doch Kanadier und Amerikaner stellen wohl nicht einmal den Motor ab.