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Banff National Park

Parlez-vous français? − Während der Yoho National Park noch zu British Columbia gehört, liegt der direkt angrenzende Banff National Park bereits in Alberta. Nicht weit von dessen Parkeingang entfernt befindet sich das Lake Louise Village. Markus sendet seiner Cousine Barbara ein SMS. Sie ist mit ihrem Freund Dani für sieben Wochen in einem Motorhome in Canada unterwegs und sollte momentan ebenfalls hier in der Gegend sein. Mal schauen, ob es mit einem Treffen klappt.

Wir sind definitv an einem Touristenort angekommen. Der Parkplatz des Villages ist gut gefüllt und wir werden sofort von Claude und Nicole aus Renens bei Lausanne angesprochen. Seit sie pensioniert sind, gehen sie jedes Jahr im Frühling zwei Monate auf Reisen. Sie sprechen beide nur französisch. Im zweisprachigen Canada, wo im ganzen Land alles in Englisch und Französisch angeschrieben ist, mag dies kein Problem sein. Aber wie war das wohl auf Ihren Reisen in den USA, in Griechenland oder der Türkei? Dort haben sie sich wo nötig mit Zeichnungen durchgeschlagen. Wir finden die beiden richtig «schnüsig» und selbst Markus parliert hier mit Freude in französisch :-)

 

Familientreffen − In der Zwischenzeit haben uns Barbara und Dani entdeckt. Es ist manchmal schon paradox, dass man so weit gehen muss, um seine Cousine wieder einmal zu sehen :-). Zu viert gehen wir ins Visitor Center und informieren uns über offene Wanderwege. Man empfiehlt uns den Weg entlang des Lake Louise und den Trail zum Lake. Lulu’s Favorit der Lake Moraine ist wegen Schnee noch geschlossen. So fahren wir halt «gezwungenermassen» zum Lake Louise, welcher zu unserer Ueberraschung noch zugefroren ist. Dies ist zwar eine interessante und ungewöhnliche Ansicht des bekannten Sees und das Bergpanorama ist immer noch eindrücklich, doch wer diese Kulisse schon mal bei strahlendem Wetter und türkisfarbigem Wasser gesehen hat, ist enttäuscht. Wir finden es schade für all jene, die um diese Jahreszeit durch Yoho und Banff reisen. Diese Gegend hat so viel mehr zu bieten, als momentan ersichtlich ist. Für uns ist es aufgrund der Tatsache, dass wir im Sommer in Alaska sein wollen, nicht anders möglich. Ausserdem hatten wir beide das Glück, dass wir diese Region schon auf früheren Reisen kennen lernen durften (Markus 93, Lulu 02).

Durch Schnee, Matsch und Eis wandern wir 3.4 km hinauf zum ebenfalls gefrorenen Lake Agnes. Da es der einzig offene Trail ist, sind trotz der nicht optimalen Wegbedingungen einige Leute unterwegs.

 

En guetä − Nach dieser nicht gerade überwältigenden Wanderung (so nach dem Motto «mir hei üs wenigschtens ä chli bewegt» :-) fahren wir zum Campground in der Nähe des Lake Louise Village. Wir teilen unseren Stellplatz mit Barbara und Dani. Die anderen Motorhomes haben ja meist auch noch einen Pick-Up angehängt. Während Barbara und Dani in ihrem gut ausgerüsteten Motorhome für uns kochen, erledigen wir die Registrierung und belegen im Franzkurs Leçon 2. Claude und Nicole sind auf dem gleichen Campground und geniessen es sichtlich, sich mit jemanden unterhalten zu können.

Später geniessen wir es, uns anden gemachten Tisch zu setzen. Daran könnte man sich definitiv gewöhnen :-) Bratwurst, Teigwaren, Zuchini und Salat. Ein solches Menü kommt bei uns nicht jeden Tag auf den Tisch.

 

Auf dem aufsteigenden Ast − Am Morgen sind wir noch im kleinen Land Rover aufgewacht, kurz darauf haben wir Tee und Saft in Peter und Anne’s Camper (Pick-Up mit Aufbau) getrunken und nun sitzen wir in diesem geräumigen Motorhome. Es endet erst, als wir zu später Stund wieder in unseren Nanuq zurückkehren. Ja, manchmal wäre ein bischen mehr Platz, ein Tischchen mit Licht und eine Heizung schon schön… aber Nanuq austauschen? Nein, auf keinen Fall!!

 

Grizzly zum Zmorge − Am Sonntag, 15. Mai 05 nutzen wir die Gelegenehit zu einer Dusche auf dem Campground. Lulu liess sich sagen, dass diese schön warm seien. Warm?! Feuerheiss!! Erfolglos versucht Lulu die Temperatur zu regulieren. Am Schluss hat sie zwar den Duschknopf rausgeschraubt, aber unter den Strahl zu stehen, ist immer noch unmöglich. Mit Hosen, T-Shirt, Unterwäsche, Duschzeug und –tuch auf den Arm geht’s ab in die nächste Kabine. Dort fängt das Spiel von vorne an. Da auch hier das Wasser fast kocht, muss Lulu die ganze Prozedur am Boden kauernd vornehmen, da dort unten die Temperatur des Wassers schon etwas erträglicher ist. Zu allem Über kommt hinzu, dass der doofe Strahl auch gleich noch das ganze Vorräumchen mit den Kleidern vollspritzt. Camggroundduschen sind manchmal ein Kapitel für sich… «im Motorhome wär doch so nä Duschi grad ibout…?!» :-)

Zum Zmorge nehmen wir wieder einmal unseren Toaster hervor, werden aber bereits nach dem ersten Biss ins Honigbrot unterbrochen. Eine Frau kommt aufgeregt angerannt «do you want to see a bear?» Und tatsächlich trottet ein Grizzly über den Camground. Wir bringen schnell unsere frischen Toasts und die übrigen Lebensmittel ins Auto, um ihn nicht an unseren Tisch zu locken. Aber der Bär scheint kein Interesse an uns oder unseren Nahrungsmitteln zu haben und verschwindet bald darauf zwischen den Bäumen.

 

Bitte lächeln − Während Barbara und Dani über den Icefield Parkway nach Norden fahren, zieht es uns südlich nach Banff. Wir wählen dafür den Bow Valley Parkway #1A. Man sagt, dass die Chance Wildlife zu sehen, auf dieser Strasse grösser ist, als auf dem Haupthighway. Wir haben aber kein Glück. Unterwegs entscheiden wir uns spontan, die Wanderung zum Castle Lookout unter die Füsse zu nehmen. Die Aussicht und der Landjäger im Rucksack entschädigen uns für den 3.7 km langen Aufstieg und die 520 Höhenmeter.

In Banff bringen wir unsere Filmrollen zur Entwicklung. Da wir gleich 13 Stück haben, handeln wir einen Rabatt von 20% aus. Auf der Suche nach einem Internetsignal fahren wir durchs Dorf und beim schlossartigen Banff Springs Hotel vorbei. Anschliessend besuchen wir das Visitor Center, wo uns ein hummorvoller Herr Tipps zur Umgebung und do’s and don’ts zum Thema wild campieren gibt. Auf seinen Rat hin fahren wir zum Lake Minnewanka, von wo aus wir zum Stewart Canyon laufen. Danach fahren wir am See entlang weiter, wo wir ein paar wilde Geissen und drei Bighorn Sheep sehen. Anhand der Anzahl Rillen in den Hörnern kann man das Alter des Tieres bestimmen. Vorbei am Two Jack Lake gelangen wir zum idylischen Johnson Lake. Das Licht ist gerade perfekt für ein Fotoshooting mit Lulu.

 

Pechsträhne − Wegen der guten Wetter- und Lichtverhältnisse beschliessen wir eine weitere Erkundungstour zu machen. Langsam, oft im 2. Gang, kämpft sich Nanuq die steile, kurvenreiche Mount Norquay Road hinauf. Unterwegs begegnen wir zwei Radfahrern und bewundern deren Energie. Oben hat man einen guten Blick auf Banff und eine Gruppe Bighorn Sheep, die in der Nähe grasen. Lulu schiesst ein paar Fotos der Tiere... und dann ist finito. Unsere erst zwei Monate alte Digitalkamera quittiert den Dienst. Als dann noch einer der Radfahrer oben ankommt und fragt, ob wir die Grizzlybärenmutter mit ihren zwei Jungen auch gesehen hätten, wissen wir, heute ist wohl nicht unser Abend. Wir machen uns zwar gleich auf den Rückweg, aber die Bärenfamilie ist bereits verschwunden.

 

Das isch no Heimat − Um unsere Stimmung zu heben, fahren wir zum Tunnel Mountain Camground, der von Trek America benutzt wird. Bei der Eingangskontrolle gibt man uns an, dass eine Suntrek und zwei Trek America Gruppen hier sind. Wir erhalten die Erlaubnis reinzufahren, um den Trekkies Hallo zu sagen. Alles kommt uns so bekannt vor. Der Campground, der Van, ein halbverrückter Leader. Einzig die momentan anwesende Gruppe macht uns einen komischen Eindruck. «Äs paar doofi Gritteni u äs paar Herrä ohni Pfupf» ist Lulu’s Resumé. Sie haben gerade gegessen und machen sich nun bereit für den Ausgang in der «Stadt». Mike, der Trekleader, kann uns leider nicht viel über unsere ehemaligen Tour-Guides sagen. Er ist selbst erst seit kurzem dabei und seither fast ständig unterwegs. Angeblich soll aber Shaggy mit seiner Gruppe bald auftauchen. Shaggy ist ein alter Fuchs und wird bestimmt mehr wissen. Lulu hat ihn vor drei Jahren während ihrer Trek Amerika Reise durch Westkanada bereits getroffen. Bis Shaggy aber schliesslich auftaucht, ist es bereits dunkel und er nicht mehr ganz nüchtern. Als Lulu sagt, sie sei in Brooke’s Gruppe gewesen, antwortet er «what did you say? She broke her leg?» Wir lehnen das Angebot ab, mit der Gruppe in die Stadt zu fahren, um dort eine Bar zu besuchen. Wir fragen stattdessen, ob es ihnen was ausmachen würde, wenn wir neben dem Trek America Van übernachten. «No problem!» und so kommen wir zu einer Gratisnacht auf dem Campground.

 

Werbung − Trek America organisiert Gruppenreisen für junge und junggebliebene Leute. In kleinen, internationalen Gruppen reist man in einem Van durch Nationalparks und Städte, unternimmt unterwegs verschiedene Aktivitäten und hat vor allem eins: Spass! Yep, it’s not a holiday, it’s an adventure! Wir haben beide unabhängig voneinander an mehreren Trek America Reisen teilgenommen. Und indirekt lernten wir uns sogar über diese Organisation kennen. Achtung: Das Trek-Fieber kann jeden erfassen, der mal dabei war! ;-)

 

Wo isch... ? − Am nächsten Morgen rüttelt einer der Guides kräftig an unserem Auto. Wir sind eh schon wach und klettern aus dem Wagen. Wir duschen, frühstücken und machen uns zur Abfahrt bereit. Das heisst, wir schmeissen alles, was wir über Nacht auf den Beifahrersitz legen (z.B. Flyer, Reiseführer, Kleider, ...) wieder nach hinten. Am Abend brauchen wir dann jeweils bis zu einer halben Stunde, um wieder etwas Ordnung reinzubringen und das «Bett» parat zu machen. Dank diesem Hin und Her vergeht fast kein Tag, an welchem wir nicht etwas suchen. Auf mysteriöse Art und Weise verschwindet meist jener Flyer, den wir gerade studieren wollen oder dann vermissen wir beim Kochen plötzlich das Sackmesser. Nun, man gewöhnt sich daran oder auch nicht ;-)

Als wir schliesslich die Räumungsaktion beendet haben und schön brav angeschnallt auf unseren Sitzen hocken... tschtschtsch... der Motor springt nicht an... sch...!! Nochmals und nochmals versuchen wir es. Ein kurzer Test und wir wissen, an der Batterie liegt es nicht. Diesel haben wir auch noch zur Genüge und die Vorglühlampe leuchtet jeweils wunderbar auf und erlischt wie immer nach ein paar Sekunden wieder. Also öffnen wir die Motorhaube und pumpen von Hand ein wenig Diesel nach. Probieren kann man’s ja. Nützen tut aber auch dies nichts. Da bleibt wohl nur ein Telefon in die Schweiz übrig. Herr Saladin kennt als ehemaliger Besitzer das Auto in- und auswendig und weiss bestimmt sofort Rat. Als Nanuq die Stimme seines früheren Herrchen hört, besinnt er sich eines besseren und springt sofort an. Wir können nur mutmassen woran es lag. An der Meereshöhe oder der Kälte? Beides wäre zwar komisch, haben wir doch schon an höheren und kälteren Orten übernachtet. Hoffen wir, dass es sich um eine einmalige Macke gehandelt hat.

Erleichtert, dass wir nicht den Abschleppdienst rufen mussten, fahren wir selbstbewusst und freundlich winkend am verduzten Mann an der Eingangskontrolle vorbei :-). Ob er uns wohl wiedererkannt hat? Offiziell waren wir ja nur auf einen kurzen Besuch und nicht für eine Gratisnacht hier.

 

Your call is important for us − Unten in der Stadt steuern wir den Fotoladen an. Leider können sie uns mit der Digitalkamera nicht helfen und unsere Filme sind auch noch nicht fertig entwickelt. Markus versucht deshalb Casio’s Helpdesk anzurufen. Der Telefonspiessroutenlauf beginnt. Statt einer freundlichen Stimme antwortet der Computer und man tippt sich durch die einzelnen Optionen durch. Wenn man endlich bei der gewünschten Abteilung ist, kommt nur ein Band mit der Bitte, sich zu Bürozeiten zu melden. Hallo?! Wann bitte sind denn die Büros offen, wenn nicht morgens um 10 Uhr Lokalzeit?! Also nochmals von Vorne, vielleicht liegt ja ein Tippfehler vor. Das selbe Spiel und wieder kommt das Band, diesmal gefolgt von Musik und der Aufforderung, sich zu gedulden. «Ihr Anruf ist uns wichtig und sie werden so rasch als möglich bedient.» Nach rund einer Viertelstunde − zum Glück ist es eine Gratisnummer − ist endlich eine Mitarbeiterin des Helpdesks persönlich am Telefon. Sie kann aber nicht weiterhelfen und gibt Markus die Nummer der Technikabteilung. Aber auch dort kommt nur ein Anrufbeantworter: «Bitte hinterlassen sie Namen und Telefonnummer. Wir melden uns so rasch als möglich.» Dies nützt uns natürlich nichts. Also versuchen wir es später nochmals. Erfolglos. Ist vielleicht die Nummer falsch? Also zurück zurHauptnummer. Als sich nach über einer halben Stunde das Band mit der Aufforderung zum Warten immer noch wiederholt, ändert Markus die Taktik. Er ruft erneut die Hauptnummer an und wählt sich diesmal zur Reception durch. Vielleicht gelingt man so zum Ziel. Und tatsächlich, eine freundliche und hilfsbereite Dame versteht unser Anliegen und macht sich auf die Suche nach dem Techniker. Dann endlich: eine Verbidung mit der Technikabteilung. Leider kann uns dieser Techniker aber nicht helfen. Er gibt Markus jedoch eine neue Durchwahlnummer und verspricht ihm, dass wenn er in einer Viertelstunde dort anruft, jemanden vorfinden sollte, der weiterhelfen kann. Markus wartet brav die Zeit ab und wählt dann die neue Nummer. Aber auch dieser Techniker kann aus der Ferne keine Diagnose und Anleitung zur Fehlerbehebung vornehmen. Schliesslich vereinbart Markus, dass wir die Kamera nach Ontario ins Repaircenter senden. Dort wird man das Gerät auf Garantie sofort flicken und dann postlagernd nach Whitehorse senden, wo wir es abholen können. Hoffentlich klappt’s, aber wir haben ja kaum eine andere Wahl. Zu sehr haben wir uns an eine Digi gewöhnt. Für Schnappschüsse und Bilder für die Homepage ist sie geradezu prädestiniert.

Wahrscheinlich hat jeder schon mal einen solchen Telefonmarathon durchgemacht und kennt die nervige Prozedur. Wenn man schon Hotlines hat, sollten diese auch funktionieren und nicht zu «Warteräumen» verkommen.

 

Digital − Zwischen all den Anrufversuchen, haben wir den Einkauf erledigt und die Fotos abgeholt. Die Fotolaborantin scheint ihre Sache aufmerksam gemacht zu haben. Sie kennt die Fotos fast auswendig und fragt uns, wo wir welches Bild aufgenommen haben.

Da wir momentan keine Digi mehr haben, erkundigen wir uns gleich noch über den Preis und die Verfügbarkeit einer Nikon D70. Es handelt sich dabei um eine digitale Spiegelreflexkamera und ist somit teuerer, als eine kleine, kompakte. Dafür kann man, wie bei einer analogen Spiegelreflex, alle Einstellungen manuell vornehmen und unsere bereits vorhandenen Nikon-Objektive verwenden. Wir hatten uns bereits vor der Reise mit dieser Kamera befasst und auch in Portland wieder über einen Kauf nachgedacht (zur Erinnerung: in Oregon gibt es keine Sales Tax). Aus Platz- und Preisgründen und weil wir befürchteten, dass wir danach unsere analogen Kameras total zur Seite legen, haben wir uns damals dagegen entschieden. Mit der defekten kleinen Digi sieht die Situation jetzt natürlich anders aus. Hier in Banff haben sie das gewünschte Modell allerdings nicht an Lager. Anders sollte die Situation in Calgary, unserer nächsten Station, aussehen.