de | en

Calgary − Auf der Suche nach einer Nikon D70s

Nur nicht eifersüchtig werden − Unsere Hoffnung, dass es in Calgary, einer Stadt mit über einer Million Einwohner, einfach sein wird eine digitale SLR von Nikon aufzutreiben, müssen wir schnell begraben. Die Nikon D70 wurde kürzlich durch das neue Modell D70s abgelöst und scheint der Renner des Monats zu sein. Wir klappern die Fotoläden der Stadt ab und erhalten überall die gleiche Antwort: «Tut uns leid, das letzte Modell wurde kürzlich verkauft. Nachschub wird in etwa einer Woche erwartet. Vermutlich gibt es momentan in der ganzen Stadt kein einziges Modell mehr.» Doch gibt es. Wir finden es in einem kleinen Geschäft in einer unscheinbaren Ladenpassage. Endlich haben wir Zeit für Sightseeing in Calgary. Heute wird allerdings nicht mehr viel daraus. In Downtown schliessen die Läden bereits um 18 Uhr und so wirkt die Stadt schnell mal ausgestorben. Zudem knurren unsere Mägen, aber mitten in der Stadt zu kochen, ist wohl nicht so das Wahre. Wir haben noch Lebensmittel, die wir brauchen müssen, bevor sie vergammeln. Also fahren wir stadtauswärts. Vor Peter’s Drive In entdeckt Lulu eine Grünfläche mit Picknicktischen. Ein kleiner Flirt seitens von Markus mit den drei Mädchen hinter den «Schaltern» und der Kauf von zwei Drinks reichen, damit wir die Erlaubnis erhalten, ihre Tische zu benutzen. Während wir kochen und essen wird Nanuq − und damit auch wir − zum Star. Zig Leute mustern, kommentieren und bewundern unser Gefährt. Vor allem Aarif ist ganz hin und weg. Er stammt ursprünglich aus Kenya und kennt diese Art von Fahrzeug aus seiner Kindheit. Ganz stolz setzt er sich kurz auf den Fahrersitz und schiesst mit seinem Handy zwei Erinnerungsfotos. Nach dem harzigen Start heute Morgen auf dem Campground in Banff ist dies natürlich Balsam auf unsere und Nanuq’s Seele.

Nach dem Znacht fahren wir noch etwas weiter stadtauswärts Richtung Flughafen. Dort gibt es bestimmt einige Motels und damit hoffentlich auch ein WI-FI Signal sowie die Möglichkeit Nanuq für die Nacht zu parkieren. Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns noch ein Muffin bei Tim Hortin’s und eine weitere Folge von «24».

 

Lekker lekker − Am Dienstag, 17. Mai 2005 wollen wir den Tag mit einem währschaftem Frühstück beginnen und befolgen hierfür Fabi’s Restauranttipp. Im Internet haben wir den Standort vom «1886» ausfindig gemacht. Aber trotz dieser Vorbereitung müssen wir vor dem wohlverdienten Zmorge noch zwei Hürden meistern. Nanuq hat nämlich wieder Startschwierigkeiten (ist er neuerdings ein Morgenmuffel?) und danach beginnt die äusserst schwierige Suche nach einem freien Parkplatz in Downtown Calgary. Obwohl es zahlreiche und grosse Parkplatzareale gibt, sind diese alle belegt. Als wir schliesslich doch noch eine freie Lücke finden, ist es bereits nach zehn und wir befürchten, dass wir für’s Frühstück zu spät sind. Wir erfahren dann glücklicherweise, dass man im 1886 denn ganzen Tag Breakfast serviert bekommt. Der Tipp war wirklich super! Das Frühstück ist ausgezeichnet und stärkt uns für die folgende Stadtbesichtigung.

 

We will be back! Hopefully − Denovian Gardens ist ein Indoor Park im Einkauf- und Bürokomplex Toronto Dominion Square. Auf einer Fläche von rund 1 ha kann man hier inmitten von kanadischen und tropischen Pflanzen, Fischen, Vögeln und Schildkröten relaxen und die Stadt draussen vergessen. Weiter gehen wir entlang der Fussgängerzone zum Olympic Plaza mit dem alten Backstein-Rathaus und der modernen, gläsernen City Hall. Natürlich müssen wir auch die elevated walkways, meist überdachte Fussgängerwege in 4.5 Meter Höhe, die die Gebäude der Downtown miteinander verbinden, ausprobieren. Hier findet man weitere Läden und Büros. Wir verzichten hingegen auf den Besuch des 191 Meter hohen Calgary Tower, da der Himmel bedeckt und die Aussicht demzufolge beschränkt ist.

Am frühen Abend fahren wir auf den Scotsman’s Hill, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die Skyline von Calgary mit dem Saddledome (Eishockeyarena der Calgary Flames) und der Stampede-Anlage im Vordergrund hat. Nur zu gern würden wir Calgary mal im Juli besuchen, wenn die Stampede im Gang ist. Da muss echt was los sein. Ganz Calgary scheint einzig und allein für den 10 Tage dauernden Anlass zu leben. Bereits jetzt wird überall davon gesprochen und darauf hingewiesen. Die Rodeowettbewerbe werden mit Musik und Shows in der ganzen Stadt umrahmt. Nun, dieses Jahr klappt es wohl nicht, dann werden wir voraussichtlich in Alaska sein.

 

Warten − Schliesslich fahren wir stadtauswärts Richtung Olympic Park. Dort stehen noch die Sprungschanzen der Olympischen Spiele von 1988. Der Abendverkehr ist ziemlich dicht aber wir wollen sowieso nicht mehr weit. Das morgendliche Startproblem beunruhigt uns und wir wollen es von einer Garage prüfen lassen, bevor wir irgendwo in der Wildnis stecken bleiben. Die Garage, die wir finden hat vor wenigen Minuten geschlossen. Anstatt weiter nördlich zu fahren, wo wahrscheinlich eh nicht mehr viel kommt, beschliessen wir gleich hier zu übernachten. Die Garage ist vom CAA (kanadischer TCS) empfohlen und sollte daher kompetent sein.

Da es für die Bettruhe noch etwas früh ist und wir zudem Hunger haben, gehen wir in den nahegelegen McDonalds. Dank eines Vouchers kriegen wir zwei BigMac zum Preis von einem. Zurück bei der Garage erledigen wir Schreibarbeiten und studieren die Bedienungsanleitung unserer neuen Kamera.

 

Kevin allein unterwegs − Um 8 Uhr öffnet die Garage. Wir haben sicherheitshalber den Wecker gerichtet, sind aber bereits früher wach. Als die Arbeiter kommen, schauen sie etwas erstaunt unser Gefährt an. Wir schildern ihnen das Problem, doch sie winken ab.«Tut uns leid, wir haben keine Erfahrung mit Dieselfahrzeugen und können euch leider nicht helfen.» Sie können uns in unmittelbarer Nähe auch keine Garage empfehlen. Wir dürfen aber das Telefon und die Gelben Seiten benutzen, um eine passende Garage zu finden. Ein Kunde, der auf sein Fahrzeug wartet, hilft spontan beim Durchstöbern des dicken Telefonbuches. Einmal mehr sind wir von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Kanadier beeindruckt. Nach zahlreichen Telefonaten (die meisten Garagen haben momentan keine Zeit oder kennen sich mit Dieselfahrzeugen nicht aus) werden wir schliesslich fündig. Die Firma Power Diesel Professional ist bereit, Nanuq kurzfristig zu inspizieren. Allerdings liegt die Werkstatt rund eine Autostunde entfernt, mitten im südlichen Industriegebiet Calgarys. Der hilfsbereite Herr zeichnet uns auf einer Karte ein, wie wir am besten dorthin gelangen. Trotz Morgenverkehr kommen wir gut voran und finden den Ort problemlos. Kevin, der Chefmechaniker, ist gerade unterwegs, da er ein paar Ersatzteile abholen muss. Als er nach einer halben Stunde zurückkehrt, nimmt er sich gleich Nanuq’s Problem an. Unser Verdacht wird bestätigt... die Vorglühkerzen. Nur noch 1 ½ von total 4 funktionieren (normaler Verschleiss). Wir haben mit dem Kauf des Autos auch gleich ein paar Schachteln mit Ersatzteilen mitbekommen, darunter auch vier Ersatzkerzen. So dauert die Reparatur zum Glück nicht lange.

Wir sind Kevin, einem ehemaligen Rodeoreiter, für seine Flexibilität sehr dankbar. Er hat uns als Kunde nur angenommen, als er am Telefon von unserem Trip mit dem Land Rover erfahren hat. Nächsten Montag ist nämlich ein kanadischer Feiertag und wie fast überall, ist seine Agenda vor dem Long Weekend prall voll.