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Pflegefall Nanuq in Jasper

Frust und Lust − Als wir in Jasper ankommen, sind die Mechaniker der Shell Garage schon nach Hause gegangen. Immerhin können wir in der dazugehörenden Tankstelle für Morgen einen Termin in der Werkstatt vereinbaren. Die Dame an der Kasse erlaubt uns ausserdem den Parkplatz vor der Garage ausnahmsweise als Campingplatz zu benutzen.

Zu Fuss erkunden wir das im Vergleich zu Banff etwas kleinere Jasper. Viele Geschäfte sind bereits geschlossen und es herrscht Ruhe. Es scheint als warten alle darauf, dass die Touristensaison bald losgeht. Einen ersten Gästeschub bringt wohl das anstehende und wegen eines Feiertags verlängerte Wochenende.

Um unsere durch Nanuq’s Probleme gedämpfte Stimmung zu heben, gönnen wir uns eine Pizza im nüchtern eingerichteten Pizzahut. Bevor wir eine weitere Nacht auf dem Parkplatz einer Autogaragae verbringen, studieren wir noch ein wenig unseren Reiseführer und Tourismusbroschüren. Um feste Pläne schmieden zu können, müssen wir allerdings zuerst den morgigen Befund für Nanuq abwarten.

 

Beim «Arzt» − Am nächsten Morgen ist das Wetter traumhaft und lädt zum Wandern ein. Unser Tagesprogramm sieht allerdings anders aus. Um 8 Uhr treffen die Mechaniker der Shell Garage ein und wir stehen sofort bei ihnen auf der Matte. Trotzdem müssen wir 45 Minuten warten bis Nanuq an die Reihe kommt. Der Mechaniker schickt uns für eine Stunde fort, damit er in Ruhe arbeiten kann. Normalerweise schauen wir den Fachleuten gerne über die Schulter. So bekommen wir mit, wo das Problem liegt und lernen gleichzeitig etwas über das Auto. Heute wird daraus nichts. Wir begeben uns auf einen weiteren Rundgang durch Jasper. Dabei kreisen unsere Gedanken aber oft um Nanuq und wir hoffen inständig, dass es sich bei den Schaltproblemen nur um einen kleinen Defekt handelt. Wir kommen beim Visitor Center vorbei und informieren uns über die Zustände der einzelnen Wanderwege und was es in der Umgebung sonst noch zu sehen gibt.

Zurück bei der Garage ist Nanuq noch immer «aufgebockt». Der Mechaniker macht einen ziemlich ratlosen Eindruck, was wiederum unseren Sorgenpegel steigen lässt. In dieser Situation ist fast jede Ablenkung recht. Markus versucht es mit einem Gang zur Toilette. Als er jedoch die Tür schliessen will, fällt diese aus den Angeln und erschlägt ihn fast. Markus scheint momentan wirklich kein glückliches Händchen zu haben... alles was er anfasst, geht kaputt :-(

Endlich kommt der Mechaniker und teilt uns das Ergebnis seiner gründlichen Untersuchung mit. Er meint die Kupplung selbst sei in Ordnung. Er hat die Hydraulik durchgespült und neue Brems- und Kupplungsflüssigkeit nachgefüllt. Es könnte sein, dass allenfalls etwas Luft drin war und die Kupplung deshalb nicht richtig funktioniert habe. Vielleicht sind aber auch der Slave- und Masterzylinder (Nehmer- und Geber) defekt. Die Ersatzteile dazu hat er allerdings nicht an Lager. Bei seiner Testfahrt ist soweit alles gut gelaufen aber er kann uns nicht mit Sicherheit, ob das Problem ein für allemal behoben ist. Vielleicht, allenfalls, könnte sein... Diese Angaben reichen uns nicht. Wir unternehmen deshalb eine eigene Testfahrt und müssen feststellen, dass das Schalten zwar besser aber noch nicht 100% funktioniert. Unter diesen Voraussetzungen in die abgelegenen Gebiete im Norden Canadas und Alaskas zu fahren ist uns zu riskant. Aber was tun?

 

Auf Doug ist Verlass − An dieser Stelle kommt Doug aus Baltimore wieder ins Spiel. Ja genau, jener Doug, der uns zu Beginn der Reise aus der Patsche geholfen hat, als wir mit leerem Tank auf dem Pannenstreifen strandeten. Er hat uns per E-Mail eine Kontaktadresse in Canada zukommen lassen, wo er schon mehrmals Ersatzteile für seinen Land Rover bestellt hat. Die Firma Wise Owl ist in St. Albert, in der Nähe von Edmonton, zu Hause. Und gemäss Doug arbeiten dort sehr kompetente, nette und hilfsbereite Leute. Wir rufen Wise Owl an und schildern die Situation. Mark verweist uns an Malcolm, ihren Land Rover Mechaniker in Onoway. Falls dieser für Nanuq Ersatzteile bräuchte, hätten sie sowohl Slave als auch Master an Lager. Das ist doch mal eine positive Nachricht!

Inzwischen ist es allerdings schon 12 Uhr und bis nach Onoway sind es über 300 km. Zudem ist Freitag und das Long Weekend steht bevor. Hoffentlich müssen wir nicht bis nächste Woche warten. Malcolm versichert uns am Telefon, dass dies absolut kein Problem sei. Wir können jederzeit vorbeikommen.

 

Versöhnlicher Abschied − Schneller als geplant müssen wir dem Jasper Nationalpark adieu sagen, um nach Onoway zu fahren, welches rund 1/2 Stunde westlich von Edmonton liegt. Immerhin ein kleines positives Erlebnis gönnt uns der Nationalpark noch. Kurz vor dem Parkausgang entdecken wir auf der anderen Seite eines Sees eine Elchkuh. Obwohl wir in Onoway bereits erwartet werden, nehmen wir uns die Zeit ein paar Beobachtungen und Fotos zu machen.