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Gletscherwelten Kenai Fjords

Alaska in two weeks − Am Dienstag haben die Autogaragen wieder geöffnet und wir bringen Nanuq für einen Ölwechsel vorbei. Danach verlassen wir die Stadt und fahren südlich Richtung Seward. Der Verkehr ist dicht und ein paar Fahrer scheinen es sehr eilig zu haben. Wahrscheinlich haben sie ihren Mietcamper gerade erst abgeholt und wollen nun möglichst ganz Alaska in zwei Wochen sehen. Wir lassen uns nicht aus dem Konzept bringen und halten uns brav an die Geschwindigkeitslimiten, mehr liegt für Nanuq eh nicht drin. :-)

Der Seward Highway führt uns zuerst entlang des Turnagain Arm, welcher zum Cook Inlet gehört. Hier sind die Gezeiten sehr stark. Bei Ebbe sind kilometerlange Schlicksandbänke freigelegt, welche bei der schnell steigenden Flut mit bis zu 10 m Wasser bedeckt werden. Nachdem wir bei Ebbe einen kurzen Spaziergang am Turnagain Arm unternommen haben, lesen wir im Reiseführer, das genau dies gefährlich sein kann. Der Schlicksand verhält sich teilweise wie Treibsand und man kann leicht darin versinken.

Als nächstes machen einen Abstecher zum Portage Glacier, der jedoch eher enttäuschend ausfällt. Auf den Bildern in den Prospekten ist der See am Fuss des Gletschers immer mit Eisbergen übersät. Als wir nun davor stehen, suchen wir die schwimmenden Eisblöcke jedoch vergebens. Es hält uns darum nicht lange hier. Das Wetter ist wunderschön und wir wollen so schnell als möglich nach Seward. Von dort starten nämlich die Bootstouren in die Gletscherlandschaften des Kenai Fjords National Park. Um einen Platz auf einem der Schiffe auf sicher zu haben, rufen wir von unterwegs schon mal bei den verschiedenen Veranstaltern in Seward an. Wir müssen aber feststellen, dass wir mit unserer, als so vorsorglich empfundenen, Organisation, etwas spät dran sind. Die beiden bekanntesten Veranstalter sind während den nächsten Tagen total ausgebucht. Das hängt damit zusammen, dass momentan die grossen Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Seward liegen und dementsprechend viele Touristen den Ort bevölkern. Wir sind bereits etwas frustriert, als wir bei der wenig bekannten (da relativ neu im Geschäft) Renown auf positives Feedback stossen. Wir buchen zwei Plätze für die 6-stündige Tour von morgen. Voller Vorfreude auf den bevorstehenden Ausflug nehmen wir die restlichen Kilometer nach Seward unter die Räder.

 

Eile statt Weile − Als wir am nächsten Morgen aufstehen, ist das Wetter tatsächlich traumhaft schön. Auf dem Boot setzen wir uns auf dem Oberdeck direkt an die Front. Diese Platzwahl ist mit viel frischem Wind und entsprechennder Kälte verbunden. Eingepackt in Jacke und Mütze ist es aber einigermassen erträglich. Belohnt werden wir oft mit einem guten Ausblick. Auf dem Weg raus aus der Resurrection Bay sehen wir einen Weisskopfseeadler, Möwen und viele weitere Vögel. Etwas weiter draussen meldet ein Fischerboot, einen Wal gesichtet zu haben. Wir halten an und warten auf ein erneutes Auftauchen des Wals. Als sich dieser jedoch nicht innerhalb von zwei Minuten blicken lässt, fahren wir weiter. Die knappe Begründung des Captains lautet: «Wir werden noch mehr sehen». Tatsächlich sichten wir später ein paar Buckelwale. Wir würden diesen grossen Tieren gerne etwas länger zusehen, aber auch hier ist die Zeit limitiert. Es geht bereits wieder full speed weiter zum Aialik Glacier. Die riesige Eiswand ist beeindruckend. Man hört es knarren und knacksen und dann plötzlich stürzt ein Eisbrocken unter lautem Donnern ins Wasser. Nachdem nun die Passagiere auf der einen Seite des Bootes den Gletscher haben kalben sehen, wendet der Captain sofort das Boot. So erhalten auch die Leute auf der anderen Seite die Möglichkeit den Gletscher zu beobachten. Nachdem ein weiterer Eisbrocken ins Meer gestürzt ist, gibt der Captain Gas und macht sich auf den Rückweg. Kurze Stopps gibt's nur noch um einen Blick auf einen Seeotter, einen Vogelfelsen, Seehunde und -löwen und delfinähnliche Tiere zu werfen.Als wir abermals Wale sehen, entschuldigt sich der Captain: «Sorry, but we have used all our whale watching time».

Unsere Bilanz nach diesem Ausflug fällt trotz Wetterglück entäuschend aus. So haben wir zwar einiges an Sealife gesehen und die Hintergrundinformationen des Captains waren meist interessant und lehrreich aber wegen des Zeitdrucks oft auch oberflächlich.Für die über 110 Meilen lange Strecke zum Aialik Gletscher benötigte das Schiff 4 Stunden reine Fahrzeit bei voller Leistung. Hinzu kamen das Aus- und Einlaufen im Hafen und die 15-minütige Verspätung bei der Abfahrt. So blieb gerade mal etwas über eine Stunde Zeit für Tier- und Gletscherbeobachtungen. Wir finden, dass die Veranstalter für eine solche Tour mehr Zeit einrechnen sollten, damit man auf interessante Begegungen mit Tieren flexibler reagieren kann. Nun, im Nachhinein ist man immer schlauer. Für nur wenig mehr Geld hätten wir einen Fishing Trip buchen können und hätten dabei was Tiere angeht wohl etwa gleich viel gesehen. Auf dem kleinen Fischerboot wäre es aber bestimmt ruhiger und persönlicher zu und her gegangen. 

Am Abend fahren wir raus zum Exit Glacier, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. In derDämmerung können wir eine Elchkuh und einen Elchbullen zusammen am Fluss beobachten. Das ist das Highlight des Tages!!

 

Auch solche Tage gibt’s − Der Donnerstag fällt unspektakulär aus. Zuerst unternehmen wir einen Rundgang zum Exit Glacier. Danach kehren wir nach Seward zurück. Dort duschen wir im Toilettengebäude im Hafen, benutzen den gratis Wi-Fi Hotspot fürs Internet, räumen das Auto auf und erledigen unsere Einkäufe im Safeway. Als wir auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum unser Nachtessen zubereiten, halten George und Jeannie aus Utah neben uns an. Sie wollen mehr über unsere Reise erfahren und wir geben wie immer bereitwillig Auskunft. Das wir danach das Essen nochmals aufwärmen müssen stört uns wenig.