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Gastfreundschaft in Homer

Beverly Hills of Homer − Zurück in Homer werden Jason und wir von Joy in ihr Haus eingeladen, um zu duschen und die Wäsche zu erledigen. Das Haus liegt am Skyline Drive oberhalb von Homer und bietet eine grandiose Ausicht auf die Bay, Berge, Gletscher und Spit. Joy wohnt erst seit kurzem hier. Vor sechs Monaten ist sie nach Homer gezogen, wo sie im Winter in der Schule für ein gehörloses Kind alles in die Gebärdensprache übersetzt. Während den langen, unbezahlten Sommerferien hat sie den Job bei Bald Mountain Air angenommen, wo sie jeweils am Wochenende arbeitet. Joy geniesst ihre momentane Situation mit Job und Haus sehr. Zuvor hatte sie längere Zeit im Zelt und Auto gelebt. 

Auch Michael, ein Freund von ihr, lebt normalerweise im Zelt. Während den letzten vier Tagen hat er aber Joy’s Haus und ihren Hund Gipsy gehütet. Wir können uns nicht vorstellen dauerhaft in einem kleinen Zelt zu wohnen. Im Vergleich dazu ist Nanuq ja geradezu ein Luxusappartement. In Michael’s Zelt hat es nicht mal genug Platz, um seinen Rucksack mit den nötigsten Utensilien zu verstauen. Nachts muss er diesen darum mit einer Regenhülle geschützt nach draussen stellen. Unter einem offenen Unterstand kocht Michael bei Wind und Wetter seine Mahlzeiten. Und wenn er am Abend im Zelt noch etwas lesen will, muss er das liegend tun, da es für aufrechtes Sitzen zu wenig hoch ist. Obwohl Michael nicht nur der Erfahrung wegen, sondern auch aus Spargründen in einem Zelt lebt, reut ihn das Geld für den Lebensmitteleinkauf nicht. Er achtet darauf, kleine Läden zu unterstützen und biologische Produkte zu kaufen. Wir finden diese Einstellung wirklich bemerkenswert, werden unserem Reisebudget zuliebe aber weiterhin bei WalMart, Safeway und Fred Meyer’s einkaufen.

Nachdem wir alle geduscht haben, fahren wir fürs Nachtessen in die Stadt. Michael bleibt zu Hause, da er sich seit gestern krank fühlt. Bei Pizza und Fisch im Fat Olives verbringen wir einen gemütlichen und lustigen Abend. Natürlich dreht sich unser Gespräch auch immer wieder um die Bären... :-)

  

Putztüfeli − Nach einer Nacht auf Joy’s Bettsofa beginnnt ein Tag der Reorganisation. Markus wäscht das mit Vogelkot verschmutzte Zelt und stellt es im Garten zum Trocknen auf. Er räumt zudem das ganze Auto aus und verstaut unsere Ausrüstung neu. Endlich haben wir wieder etwas mehr Platz zum Schlafen. Lulu kümmert sich währenddessen um die Wäsche und sortiert jene Fotos aus, die wir auf die Homepage stellen wollen. Natürlich bleibt daneben genügend Zeit, um uns mit Jason, der sein Tagebuch nachführt, Joy und Michael zu unterhalten. Am Abend verwöhnen uns Joy und Michael mit Halibut Tacos.

 

Kleine Welt, grosse Gastfreundschaft − Am Samstag muss Joy arbeiten. Sie überlässt uns derweilen ihr Haus. Wir nutzen die vorhandene Infrastruktur und arbeiten an der schon längst fälligen Aktualisierung unserer Homepage. Wir schätzen Joy’s Grosszügigkeit sehr. Wir können frei ihre Küche, ihr Bad, den Computer und das Telefon benutzen. Sie kennt das Leben als Reisende aus eigener Erfahrung, als sie zusammen mit ihrer Hündin Gipsy in einem Truck durchs Land gezogen ist. Joy weiss darum genau, wie sehr man sich dabei über eine Einladung freut. Sei es für eine Dusche, einen Tee oder ein Dach über dem Kopf. Bei einem Gespräch zu diesem Thema finden wir heraus, dass Joy auf ihrer Fahrt nach Alaska vor drei Jahren in Teslin (Yukon) Birgit und Doug kennengelernt hat und spontan zu einer Tasse Tee (damals sprach man noch nicht von Infusion :-) eingeladen wurde. Wir haben bei den beiden und ihren Kindern gleich drei Wochen verbracht.Wir hoffen, dass wir nach unserer Rückkehr in die Schweiz etwas von dieser Offenheit und Gastfreundschaft beibehalten und weitergeben können.

Am späten Nachmittag verabschiedet sich Jason. er geht weiter Richtung Soldotna. Vielleicht werden wir ihn dort wieder treffen und zusammen angeln gehen.

 

Hohe Gesundheitskosten − Auch am Sonntag können wir in Joy’s Heim an unseren Reiseberichten und Bildern weiterarbeiten. Am frühen Abend brechen wir aber wieder auf. Wir verabschieden uns von Michael. Er erholt sich leider nur langsam von seiner Grippe, kann aber keinen Arzt aufsuchen, da er keine Krankenversicherung abgeschlossen hat (gibt es in der USA leider häufig). Bei den hiesigen Arztkosten, wird man in einem Notfall schnell in den Ruin getrieben. So harren viele zu Hause aus und warten auf Besserung. Während dieser Zeit, erhält Michael aber keinen Lohn. Da können wir mit unserem System in der Schweiz ja gereadewegs zufrieden sein.

Wir fahren zum Büro der Bald Mountain Air um Joy adé zu sagen. Wir sind schon jetzt gespannt, was wir in Zukunft von ihr hören werden. Ideen und Pläne (Buchautorin, Bärenforschung, Ranger im Outback...) hat sie jedenfalls genug.

Es fällt uns schwer, Homer den Rücken zu kehren. Die einmalige Lage des Ortes, die interessanten Leute und den Trip in den Katmai National Park werden wir immer in Erinnerung behalten. Ja, hier könnte man leben...