Kurzschluss − Nachdem wir am Montag, 1. August die Homepage aktuallisiert haben, fahren wir nach Wasilla. Dort haben wir uns provisorisch beim Automechaniker Jason angemeldet. Jason lebt ausserhalb der Stadt in ländlichem Gebiet. Das Haus im Grünen,die herumstehenden Autos und Jason selbst erinnern uns stark an Malcolm in Canada. Einziger Unterschied, während Malcolm alles sammelt, was britisch ist, gehört Jason’s Leidenschaft den französischen Citroens. Vor allem der 2WD, die Ente, hat es ihm angetan. Nebst den Citroens versammeln sich auf seinem Gelände auch noch ein paar exklusivere Modelle: Rolls-Royce, Lamborghini, MG und nicht zu vergessen zwei Land Rover. Der absolute Star unter all den Autos ist aber eine orange «Ente» mit Cabriodach, riesen Plüschenten auf dem Rücksitz und einem originellen «duckometer» als Tachometer. Entgegen ersten Vermutungen, dass es sich bei Nanuq’s Starterproblemen um den Solenoid handelt, stellt sich heraus, dass es «glücklicherweise» nur ein Wackelkontakt in der Zündung ist. Da Jason dafür kein Ersatzteil an Lager hat und dies in Alaska auch nur sehr schwer zu bekommen ist, will er uns morgen ein provisorisches Kabel im Motorraum einbauen. Mit diesem könnten wir in einem Notfall den Wagen kurzschalten, d.h. starten mittels Stromkontakt via Feueranzünder im Wageninnern.
Wir fahren nochmals runter in die Stadt, um etwas Weniges einzukaufen und erste Reaktionen auf das Update unserer Website zu prüfen. Wir gönnen uns ausserdem ein Nachtessen im Great Bear. Die Nacht vebringen wir inmitten von Jason’s Autopark. Am darauffolgenden Morgen baut Jason das besagte Kabel ein, während wir freundlicherweise seine Dusche benutzen dürfen.
Achtung Gefahr − Von Wasilla aus fahren wir über den Hatcher Pass nach Willow. Etwa zwei Meilen vor der Passhöhe machen wir den kurzen Abstecher zur Independence Mine, wo während der Goldrauschzeit eifrig gegraben wurde. Ein Teil der Gebäude und der kleinen Minenbahn sind immer noch vorhanden.
Leider ist das Wetter bedeckt und die Aussicht vom Pass desshalb eingeschränkt. Trotzdem erinnert uns die Landschaft an jene in den Schweizerbergen. Nur der Strassenzustand passt nicht ganz dazu. Die Fahrt runter nach Willow ist übersät mit tiefen Schlaglöcher. Wie haben wohl die beiden Aargauer, die wir bei der Mine getroffen haben, in ihrem Mietauto diese Strecke gemeistert? Während wir da ein schlechtes Gewissen gegenüber der Vermieterfirma entwickelt hätten, hat der Spass für Aargauer wohl erst begonnen. Wir erinnern uns an Zwergenknirps, Sohnemanns & Co. in Island.
«Wow, dä Bärg isch jo würkläch riesig!» − In Willow können wir in der Ferne schwach dieUmrisse von Mount McKinley ausmachen. Wegen den Wolken ist es allerdings schwierig zu beurteilen, was wirklich Fels bzw. Schnee und was Himmel bzw. Wolken ist. Trotzdem macht uns «der Grosse» bereits mächtig Eindruck.
Wir schlagen unser Nachtlager auf einem etwas abgelegenen Parkplatz in der Nähe des Schulhauses auf. Der nahegelegene See sorgt dafür, dass wir seit langem wieder einmal so richtig von den Moskitos belästigt werden.
Unzuverlässige Technik − Am Mittwoch fahren wir weiter Richtung Denali Nationalpark, wo der Mount McKinley zu Hause ist. In Talkeetna, das für viele Bergsteiger als Ausgangspunkt für ihre Expeditionen auf den Mount McKinley dient, erleben wir aber erst mal einen Tiefschlag. Das Wetter ist schön, der Berg zeigt sich bis zur Hälfte und gibt ein gutes Fotosujet ab. Aber unsere vor erst zwei Monaten in Calgary gekaufte Nikon Kamera gibt den Geist auf. Der Auslöser lässt sich nicht mehr betätigen. Das darf doch nicht wahr sein bei einem Gerät dieser Klasse?! Schon mehrmals hat sich bei Lulu der Auslöser verzögert und sie zur Weissglut gebracht. Einige tolle Motive zogen so ungenutzt an ihr vorbei. Markus hat bisher aber immer an einen Fehler auf Benutzerseite vermutet. Erst jetzt, als wirklich nichts mehr geht, glaubt er seinem Frauchen.
Nach Nachforschungen im Internet und mehreren Telefonaten mit Nikon bringen wir sie nach einem Reset wieder zum Laufen. Wir atmen auf, sind aber wie auch die Mitarbeiter von Nikon selbst etwas skeptisch, ob es sich dabei um die definitive Lösung handelt. Wir hoffen inbrünstig, dass sie wenigstens die nächsten Tage im Denali Nationalpark durchhält. Hier abseits von einer grösseren Stadt, können wir einen Reparaturservice vergessen.
Es weihnachtet − Talkeetna ist klein und touristisch. Viele Einwohner leben nur in der kurzen Sommersaison hier. Wir haben uns aber sagen lassen, dass man abends in der Bar oft auf witzige Kreaturentrifft. Obwohl wir nicht so lange bleiben, machen wir trotzdem eine lustige Bekanntschaft. Vor einem gediegenen Hotel werden wir von einem älteren Shuttlebusfahrer, der wie der Samichlaus höchstpersönlich aussieht, auf unseren Land Rover angesprochen. Er hat am Vorabend ebenfalls einen alten Land Rover gekauft und möchte nun natürlich wissen, wie unser Auto umgebaut ist. Wir geben ihm Jason in Wasilla als möglichen Mechaniker an.
Als wir schliesslich beim Denali Nationalpark ankommen, hat das Access- und Visitor Center bereits geschlossen. Wir übernachten etwas ausserhalb des Parks auf einem Parkplatz.
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