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Geheimtipp Denali Highway

A-Post − Im Denali Village starten wir am nächsten Morgen die Telefonrunde betreffend unserer defekten Kamera. Markus klagt einer Nikon Angestellten unser ganzes Leid: Wir hätten doch extra unser Geld für diesen Trip gespart und nun könnten wir keine Bilder mehr machen etc. Miss Gursh hat ein Herz für uns und verspricht, die Sache gleich selber in die Hand zu nehmen und sie bevorzugt zu behandeln. Auch die Männer von Alaskan Jeep Safari zeigen sich hilfsbereit. Bei ihnen können wir Strom und Internet benutzen, um ein paar Adressen ausfindig zu machen. Schliesslich haben wir alles schön beisammen und die Kamera ordnungsgemäss verpackt. Wenn jetzt alles gut läuft, sollten wir die Kamera in etwa zehn Tagen, wenn wir in Dawson City sind, auf der Post abholen können. Somit könnten wir die Kamera doch noch mit auf den Dempster Highway nehmen. Das Postbüro des Denali Nationalparks lässt unsere Hoffnung aber rapide sinken. Man sagt uns, dass ein Expresspaket von hier nach Vancouver in Canada mindestens sechs Arbeitstage braucht. Es legt nämlich folgenden Weg hinter sich: Denali NP − Fairbanks − Anchorage − Seattle − Vancouver. Die Angestellte meint: «Wenn’s wirklich eilt, übringt das Paket lieber persönlich dem Empfänger». So nehmen wir das Paket wieder mit. Wir wollen versuchen in Fairbanks eine schnellere Variante zu finden. 

 

Jagdsaison − Die ganzen Abklärungen haben uns schon wieder einen halben Tag gekostet. Es ist darum höchste Zeit Richtung Denali Highway zu fahren. Diese Schotterstrasse ist wirklich superschön und abwechslungsreich. Wir finden sie mindestens genauso attraktiv wie die Parkstrasse. Ein Grund warum diese Gegend nicht auch in den Park miteinbezogen wurde, dürften wohl die etwas anderen Interessen einiger Alaskaner sein. Ein Nationalpark bedeutet keine ATV’s (eine Art geländegängiger, vierrädriger Motorräder) und Jagdverbot. Zwei Sachen, die vielen Alaskanern heilig sind. Entlang des Denali Highway sieht man den auch viele Jäger auf ihren lärmigen ATV’s oder in ihren Pick-Up Truck’s. Wir finden die Jagdart von Doug Martens aus Teslin viel ruhiger und natürlicher. Jeden Herbst geht er mit seinem Kanu für ein paar Tage raus, sucht einen Elch, erlegt ihn, nimmt ihn aus, zerlegt ihn in Stücke und fährt die ganze Fracht im Kanu nach Hause.

An einem besonders schönen Fleck auf dem Denali Highway halten wir an. Wir setzen uns aufs Dach von Nanuq, geniessen die Ruhe und beobachten die Umgebung. Dabei hoffen wir, an einem der Seen und Tümpel einen Elch zu erblicken. Und tatsächlich... zwar kein Elch aber ein Caribou rennt dem Wasser entlang bevor es in den Büschen verschwindet. Es ist so friedlich... dann plötzlich ein Knall! Ein Schuss. Wir drehen uns um und sehen wie ein Caribou kämpft und schliesslich fällt. Wir hören die Jäger. Sie stapfen durch den Sumpf zum Caribou runter und lichten sich gegenseitig mit dem Tier ab... Mehr wollen wir nicht sehen. Wir fahren weiter. Der Vorfall hat uns traurig gestimmt. Er hat die schöne und friedliche Atmosphäre auf einen Schlag zerstört. Wir wissen, das ist die Realität unddie Jagd ist hier im Norden für viele Leute wichtig ist, um gut durch den Winter zu kommen. Trotzdem, für uns war es in diesem Moment so unerwartet, so unpassend.

Die absolut überwältigende Landschaft und der Sonnenuntergang helfen uns wieder auf andere Gedanken zu kommen. Nachdem wir den höchsten Punkt des Highways überquert haben, finden wir einen wunderschönen Platz zum Übernachten. Hier oben setzen wir auch den kleinen Vogel bei, der sich vorne an unserem Auto verfangen hat und leider gestorben ist. Auch wir haben somit ein Tier auf dem Gewissen :-(