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Erkundungstour auf Vancouver Island
(Tofino und Ucluelet)

Auslaufen − Da uns die weiteren Attraktionen in Victoria entweder nicht interessieren (Museen) oder zu teuer sind (Butchart Gardens), verlassen wir die Stadt am folgenden Tag. Im Goldstream Provincial Park unternehmen wir unter dem Motto «Beibehaltung unserer WCT-Form» eine Wanderung auf den Mount Finlayson. Scheinbar ist es dafür aber bereits zu spät. Wir geraten auf dem steilen Weg durch den Wald und über Geröll und Fels schon bald ausser Atem. Die Aussicht ist auch nicht berauschend. Eine Baustelle im Vordergrund, bewaldete Hügel und Victoria im Hintergrund beherrschen das Bild.

 

Murals − Auf dem Weg nach Norden halten wir in Chemainus. Das kleine Städtchen hat sich etwas besonderes einfallen lassen, um Touristen anzulocken. Seit 1982 lädt die Stadt international bekannte Artisten ein, um die Hausfassaden des Ortes zu bemalen. Heute schmücken um die 40 Murals (Wandbemalungen) und 13 Skulpturen die Stadt. Nach eigenen Angaben ist es somit die weltgrösste Openair Gallerie und jedes Jahr kommen neue Kunstwerke dazu. Die Bilder und Skulpturen veranschaulichen die Geschichte und Zukunftsvisionen der Stadt und ihrer Bewohner.

  

Man sieht sich immer zweimal... − In der Nähe von Nanaimo übernachten wir auf einem WalMart Parkplatz. Was für ein Zufall: Ein französisches Ehepaar, welches wir schon mal in Whitehorse getroffen haben und ebenfalls mit dem eigenen Mobil unterwegs ist, parkiert ebenfalls hier.

 

Riesen − Erster Zwischenstopp auf dem Weg nach Tofino am nächsten Tag ist der MacMillan Provincial Park. Auf einem gut ausgebauten Trail können wir hier nochmals in Ruhe das Erlebnis Regenwald auf uns wirken lassen. An den Ästen der Rotzedern, Hemlock- und Douglastannen hängen lange Moosgeflechte. Einige der Bäume sind um die 800 Jahre alt und dementsprechend riesig. Den Rekord hält eine Douglastanne mit 76 Metern Höhe und 9 Metern Umfang! Früher war praktisch die ganze Insel mit solchen Wäldern überwachsen. Leider sind sie bis heute an vielen Stellen der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen. Umso wichter sind der MacMillan Provincial Park und der Pacific Rim National Park, welche den Regenwald schützen.

 

Pacific Rim − Kurz vor Tofino, welches wie der WCT an der Westküste von Vancouver Island liegt, statten wir der Florencia Bay einen Besuch ab. Ein paar Surfer warten auf die perfekte Welle. An der bekannten Long Beach halten wir nur kurz an. Wir sind nicht bereit die horrende Parkgebühr ($ 10) zu entrichten. Später erfahren wir im Visitor Center, dass uns der kanadische Nationalparkpass von dieser Gebühr befreit hätte (Long Beach und Florencia Bay sind beide im Pacific Rim National Park eingebunden).

 

Touristisch − Das ehemalige indianische Fischerdorf Tofino hat sich zu einem typischen Touristenort entwickelt. Es werden Surflektionen, Kajaktouren und whale watching angeboten. Die Walbeobachtungstouren sind wie in Victoria äusserst beliebt und werden von x-verschiedenen Anbietern organisiert. Für die sensiblen Riesen sicher keine erfreuliche Entwicklung. Wir erinnern uns lieber an den West Coast Trail, wo wir den vorbeiziehenden Orcas von der Küste aus zusehen konnten. Keine Walbeobachtungstour könnte dieses einmalige Erlebnis toppen, auch wenn man dabei den Tieren noch so nahe kommt.

 

Vitamin B − Am Abend fahren wir zum Bella Pacifica Campground, wo Lulu vor drei Jahren mit Trek America übernachtet hat. Unvergesslich sind für sie die beiden wunderschönen Sonnenuntergänge am einsamen Strand. Im Campground-Büro wollen wir fragen, ob wir für den heutigen Sonnenuntergang an den Strand runter dürfen. Welch eine Überraschung, als uns hinter dem Pültchen der Bücherwurm vom West Coast Trail begrüsst. Wie schon seine Wanderpartnerin Stef, die wir in Victoria wiedergetroffen haben, ist auch er jetzt viel gesprächiger als während dem Trip. Als «alte Freunde» kommen wir in den Genuss eines gratis Campsites direkt am Beach. Die Ernüchterung folgt auf den Fuss. Der einst so idyllische Strand ist nun in der Hand von kreischenden Kinder, ihren Eltern, die in Campingstühlen relaxen und bellenden Hunde. Vor drei Jahren gab’s auch die Cabins und Lodges noch nicht, die heute den Strand säumen. Dem Ort wurde jegliche Magie genommen. Daran kann auch der immer noch stimmungsvolle Sonnenuntergang nicht viel ändern. 

 

Strafzettel − Zu dieser Enttäuschung kommt am anderen Morgen eine weitere negative Überraschung. An unserer Windschutzscheibe klebt ein Zettel mit der Bitte, im Campground Office vorbeizugehen und die $ 45 (!!!) für die Nacht zu bezahlen. Verzweifelt suchen wir den Bücherwurm, um mit seiner Hilfe das Missverständnis zu klären. Dummerweise ist er heute Morgen unauffindbar und uns bleibt nichts anderes übrig als alleine im Büro vorzutraben. Wie sollen wir dort bloss unseren Spezialdeal erklären, wenn wir nicht einmal den Namen des Bücherwurms kennen. Unsere Sorge ist zum Glück unbegründet. Das diensthabende Girl weiss bereits über den Fehler Bescheid: «Oh, you are Sean’s friend. The notice was a mistake, sorry!». Dem nicht genug, wir dürfen sogar noch eine Nacht anhängen! Zwar werden wir für diese vom Logenplatz direkt am Strand in ein Schattenloch zurückversetzt, aber was kümmert uns das wenn wir schlafen?

 

Grossmaul − Den Tag geniessen wir am Strand mit Nichtstun. Dazu kramen wir sogar unsere bis jetzt noch nie benutzten Campingstühle aus dem Untergrund des Autos hervor. Nach einem Tag haben wir allerdings bereits genug vom Rumhängen und es zieht uns zurück auf die Strasse.

Auf der Fahrt ins 44 Kilometer südlich gelegene Ucluelet machen wir einen Abstecher auf den Radar Hill. Auf diesem hat man im zweiten Weltkrieg eine Radarstation installiert. Heute ist davon nicht mehr viel übrig und auch die Aussicht auf den Clayoquot Sound finden wir nicht besonders spektakulär.

Nachdem wir nun wissen, dass uns das Parking nichts kostet, holen wir auch den Besuch des Long Beach nach. Über den Schooner Beach Trail erreichen wir nach einem kurzen Marsch durch den Regenwald das nördliche Ende des Long Beach. Vom südlichen Ende starten wir später zu einer kurzen Wanderung zum South Beach. Dieser Strand ist bekannt für die, durch in der Welle mitrollenden Kieselsteinen erzeugte «Musik». Uns fasziniert jedoch nicht nur der spezielle Sound, sondern auch die vielfältigen Farben der glattgeschliffenen Kieselsteine. Lulu findet einen toten Fisch und wundert sich, was dem armen Kerl wohl wiederfahren ist. In seinem aufgesperrten Maul steckt ein ebenfalls toter, kleiner Fisch. Hat er sich vielleicht bei seiner Beute übernommen?

 

Wild Pacific Trail − Auch Ucluelet lebt immer mehr vom Tourismus, ist jedoch (noch) ruhiger als das bekanntere Tofino. Uns gefällt vor allem der Wild Pacific Trail. Nach einem feinen Znacht mit Kartoffelstock und «Ghacktem» aus unserer Campingküche machen wir uns auf, um den ersten Teil dieser Wanderung zu erkunden. Ein 4 Kilometer langer Pfad führt auf einer Klippe der Küste entlang bis zum Pacific Rim Highway. Die Ausblicke sind sehr schön und wir kosten sie bis zuletzt aus. Es ist bereits dunkel, als wir den Highway erreichen. Auf dem Radstreifen laufen wir in die Stadt zurück. In einem Restaurant entlang der Strasse kaufen wir ein Milchshake, welches wir auf dem Weg zum Auto schlürfen.

Am nächsten Morgen begeben wir uns auf den zweiten Teil des Wild Pacific Trail. Diese 2,5 Kilometer lange Etappe führt grösstenteils durch den Wald und am Amphitrite Leuchtturm vorbei.

 

Stammplatz − Wir lassen Ucluelet und somit die Westküste von Vancouver Island hinter uns und fahren zurück nach Nanaimo. Nur knapp verpassen wir die Fähre zurück aufs Festland und sind daher zu einer längeren Wartepause gezwungen. Diese ist jedoch kurzweilig, da sich mehrere Personen für uns und unser Gefährt interessieren. Von Rose und Ray erhalten wir eine Einladung sie in Abbotsford in der Nähe von Vancouver zu besuchen. Die Überfahrt kostet uns diesmal «nur» $75. Wie wir erfahren, ist die Vergünstigung darauf zurückzuführen, dass wir diesmal an einem Wochentag reisen. Zu diesem Preis darf man jedoch keine Spezialbehandlungen erwarten. Uns, respektive Nanuq, wird auf dem Boot wieder der gleiche, mühsame Platz zugewiesen wie auf der Hinfahrt.